Nach ca. 20’000km und mit einem Jahr Verspätung, haben wir unser erstes Etappenziel, Neuseeland erreicht!

Es gibt wieder Käse und Milchprodukte, wir haben ein temporäres Zuhause bei Körndles Tante, Trix und Heinz bezogen und der neuseeländische Wind blässt uns kalt um die Ohren. Schafe blöken uns entgegen, Kühe rennen muhend davon und die meisten Menschen beachten uns kaum. Abendessen kommt direkt vom Grill, das Bier aus der lokalen Brauerei und Wasser trinkt man bedenkenlos vom Hahnen. Wir sind angekommen!

Zurück in Thailand, verbrachten wir eine Woche auf Koh Lanta, wobei das Wetter wiedermal auf Sturm stellte. Die Temperaturen lagen zwar immer noch bei angenehmen 25° doch aus dem Tauchen, was ich mir eigentlich als verfrühtes Weihnachtsgeschenkt leisten wollte, wurde leider nichts. An einem einzigen Tag konnte wir raus ins Meer, wobei die Sicht unter Wasser nicht gerade berauschend war. So verbrachten wir die meiste Zeit mit Lesen, Schlafen und Essen. Auch nicht schlecht. 

In Bangkok schnappten wir unsere Bikes, die ja von Südkorea her noch in den Boxen waren und schon sassen wir im Flieger nach Neuseeland. Einzig Nennenswertes aus unserem letzten Aufenthalt in Bangkok war der Besuch der Grabstädte des verstorbenen Königs, Bhumibol. 150 Künstler und unzählige Freiwillige haben den Sanam Luang Platz in ein temporäres Krematorium umgewandelt. Bedenkt man, dass das ganze innerhalb 10 Monate aufgestellt wurde, staunt man über die Detailverliebtheit und den Prunk der einzelnen Gebäude und Statuen. Und so vergänglich wie das Leben, wird auch dieses Krematorium ende 2017 wieder verschwinden. 

Ein letzter Task wurde uns ein Tag vor Abflug auferlegt. Parn, der Besitzer unseres Guesthouses in Bangkok hatte einen Kunden für Bike-Shirts aus Wellington und wir durften sein Kurier spielen. So reisten wir fortan mit 2kg T-Shirts durch die Gegend. 

Angekommen in Auckland, wurden wir erstmal gründlich durchleuchtet. Kreuzt man auf dem Einreiseformular an, dass man mit Campingequipment reist, wollen die auch sicher gehen, dass man keinen Käfer mitschmuggelt. Also, Bikes gezeigt und Zelt ausgesprait, konnten wir uns ans Zusammenbauen machen. Die netten Neuseeländer stellen dazu extra Bikeständer zur Verfügung, was uns aber erst erklärt wurde als wir unser Hab und Gut bereits um eine Sitzbank ausgebreitet hatten. Es ging auch so und schon radelten wir hinein in die Stadt zu unserem Warmshower Host, Will & Tammi.

Die ersten Tage auf dem Rad waren, nach 2 Monaten abstinenz, anstrengend. Aber die Freude, endlich Neuseeland erreicht zu haben, überwiegte. Auf der Flucht vor überfüllten Schnellstrassen, wählten wir die anstrengenderen, aber meist auch attraktiveren Nebenstrassen. Zudem versüssten uns die unterschiedlichsten Warmshower Gastgeber die Reise mit leckerem Essen, fantastischen Häuser/Lage und einem netten Schwatz. So erreichten wir nach 5 Tagen das Zuhause von Körndles Cousine, Lisa & Andy. 

Am Fuss des Vulkans Ruapehu wohnend, war dies der ideale Ort für zwei Ruhetage. Am ersten Tag nach Ankunft, bestiegen wir den Vulkan um dessen Kratersee zu begutachten. Oben lag zwar immer noch sehr viel Schnee, aber Andy, der am Berg arbeitet, führte uns sicher und zielstrebig. Einzig die paar Skitourengänger, welche wir im Aufstieg sahen, liessen etwas Heimweh aufkommen. 

Weiter südlich führte uns der Weg durch das Tal des Wanganui Flusses. Zuerst radelten wir durch subtrobische Gegenden mit Farn und Palmen dicht bewachsen und am Ende entliess uns das Tal inmitten saftiger Wiesen, gespickt mit Kühen und Schafe, eingebettet in sanfte Hügel. Fast wie im Jura, aber das werden wir noch ein paar mal sagen. 

Auf halbem Weg am Wanganui lebt eine alte Nonne, welche Leute beherbergt. Als Unterkunft dient das ursprüngliche Missionarshaus, welches 1854 von einer französischen Missionarin gebaut wurde. Im Obergeschoss des original restaurierten Gebäudes hat es einen grossen Schlafsaal und unten kocht man in der grossen Küche und lässt den Abend in einem der 70er Jahr Sessel in der Wohnstube ausklingen. Während unseres Aufenthalts hier trafen wir auf eine Gruppe Leute, welche den Te Araroa abmarschieren, eine 3000km langen Wanderroute, die Neuseeland der länge nach durchläuft. Die meisten werden zufuss 5 Monate oder mehr unterwegs sein. Und schon wieder ein neues Ziel für unsere eigene Bucket-Liste.

Von Wanganui nach Wellington gibt es nicht mehr viel Nebenstrassen und so landeten wir immer wieder auf den State Highways. Und mit dem nahenden Weihnachtsfest war der Verkehr noch verstärkt. Nicht gerade angenehm, aber so halt. Zwei Nächte verbrachten wir wieder im Zelt, ehe uns die Akatarawa road mit einem letzten Anstieg (400hm) am 23.12. beim Haus von Heinz und Trix entlies.

Seither wohnen wir wie Fürsten in unserem eigenen Palast mit Schlafzimmer, Bad, Wohnstube, Küche und grosser Terrasse. Am 24. und 25. feierten wir Weihnachten mit der ganzen Familie Jäggi & Hoyle. Bei angenehmen Temperaturen wurde draussen der Grill gestartet, ein paar Bierchen getrunken und über Gott und die Welt geredet. So entspannt kann Weihnachten in kurzer Hose und Flip-Flops sein. 

Die letzten Tag im alten Jahr zeigte sich das Wetter eher von der wechselhaften Seite, was uns aber nicht im geringsten störte, konnten wir doch so unsere Palast richtig auskosten. 

Nun wünschen wir allen einen schönen Silvester und einen guten Rutsch ins neue Jahr, wo es bestimmt wieder interessante Berichte von den Weltenradlern gibt. 

Tau Hou Hari (traditioneller Neujahrswunsch der Maori)

Körndle & Patrik