Wow, was für ein Land. Stimmt, für mich war es immer ein Traum, mal länger in Japan unterwegs zu sein. Und bis jetzt wurde ich nicht enttäuscht. 

Nach der Landung in Kagoshima baute ich mein Velo wieder zusammen, was nun bereits Routinearbeit ist. Nur, hier schauen die Leute einem dabei halt verwundert zu. Dabei starren die Japaner nicht (nicht so wie die Inder) sondern tun dies ziemlich dezent. Eh, macht man hier alles diskret. Aber Gwundernasen sind sie schon, die Japaner. So kam nicht selten einer auf mich zu und bequatschte mich auf Japanisch. Schulterzucken war zu diesem Zeitpunkt die einzigen Wörter welche ich auf Japanisch konnte (Heute weiss ich, dass „wa-ka-ri-ma-sen“ so viel wie „ich nix verstehen heisst“. 

Bei Anbruch der Dunkelheit und mit zunehmder Kälte radelte ich zu meinem ersten Warmshower host. Genaue Adresse hatte ich keine, wusste aber, dass es eine Schule mitten im Wald ist. Tja, und so wie es des Reisenden Glück ausmacht, wollte ich grade nach dem Weg fragen (wohl bemerkt, Schulterzucken war immer noch einziger Wortschatz) und die erste Person die ich erblickte war auch gleich meine Gastgeberin. 

Die ersten Tage in der Provinz Kagoshima waren, kalt. Nach Neuseeland war ich mir Nächte mit Temperaturen um den Gefrierpunkt einfach nicht mehr gewöhnt. Aber man hat ja gutes Material mit. Ich hauste in einer Jurte (mongolisches Zelt) und hatte immer mal wieder Besuch neugieriger Schulkinder. Tagsüber erkundigte ich die Umgebung per Fahrrad, d.h. mal ins Shoppingcenter, mal ins Onsen (lokales Bad) und mal in die Stadt Kagoshima. 

Von Kagoshima gings weiter vorbei am aktiven Vulkan Sakurajima Richtung Süden, runter zum Kap Sata-misaki. Und weil Japan vulkanischer Ursprungs ist, ist das Gelände ziemlich hügelig. So macht man auf wenig Distanz schnell mal viele Höhenmeter. Aber die Landschaft ist einfach bezaubernd. Ziemlich überwachsen, oder als Landwirtschaftsland genutzt, hats dazwischen immer wieder mal ein Dorf oder ein Tempel. Man radelt hier kaum mehr als 20km ohne anzuhalten um irgendwas zu Betrachen oder Fotografieren. So ist mein Tageschnitt meist nicht mehr als 60-70km. Das Land ist einfach zu spannend. Und natürlich ist der Frühling auch Kirschblütenzeit. Die Farbenpracht der Blüten verzaubert das ganze Land. Wochenende verbringt man draussen in Parks, unter den Bäumen. 

Die Präfektur von Kagoshima ist bekannt für Süsskartoffel. Und da ich ein grosser Fan dieses Knollengewächs bin, futter ich die zum Frühstück, Lunch und Abendessen. Yummy.  

Vom südlichsten Punkt (Japan Festland) gings an der Ostküste nordwärts nach Miyazaki, wo mich die ersten Regentage für 2 Nächte in ein lokales B&B verkriechen liesen. Untergebracht war ich in einem traditionellen Haus mit Papierwänden und richtig japanischem Garten. Und als einziger Gast, da Nebensaison, hatte ich die ganze Unterkunft für mich alleine.
Als sich das Wetter wieder besserte, setzte ich meine Reise fort zum Vulkangebiet von Kirishima. Bekannt für tolle Wanderungen (zuzeit jedoch limitiert, da einer der Vulkane grad mächtig aktiv ist) kann man sich hier auch herrlich entspannen in einem der vielen Onsen mit natürlich, heissem Wasser aus der Erde.

Als ich am 2 Tag mein Zelt zur Mittagszeit abbauen wollte, kam ne ältere Dame vorbei und lud mich zum Mittagessen ein. Einfach so und wir konnten nicht einmal miteinander kommunizieren, wie denn auch. Wow!

Weiter ging die Fahrt nun in Richtung Nagasaki. Dabei führte meine Route über die Insel Amakusa. Ein Naturparadis. Kleine Buchten mit niedlichen Stränden oder lebendigen Fischerdörfer lassen einem einfach nur stehen und den Anblick geniessen. Und in Japan ist es super easy zu Zelten. Man sucht sich einen Park, am besten mit Toilette, stellt sein Zelt vor Sonnenuntergang und niemand stört sich daran.

In Unzen war ich im nächsten Vulkangebiet angekommen. Wieder hiess das Programm Wander und Baden. Eine tolle Kombination, hatte ich doch nie Muskelkater am nächsten Tag. 

Was meine Verpflegung angeht, so kann man in Kyushu (die grosse Insel auf der ich mich zurzeit bewege) fast in jedem Dorf eine Hand voll Gemüse für 100Yen (ca. 1.-) kaufen. Und das reicht meist gerade für eine Mahlzeit. Saison ist momentan für Süsskartoffel, Broccoli, Karotten und jegliche Art von Zwiebeln. Ist einem nicht nach Kochen, dann kauft man sich im Supermarkt eine sogenannte Bento-Box, meist mit Sushi oder mit einem Stück Fleisch (welches man im Mikrowellen wärmt) und verpflegt sich so. Eh, bin ich positiv überrascht, wie preiswert man sich hier verpflegen kann. Ist doch Japan bei uns eher bekannt als teuer. 

Am Tag meiner Ankunft in Nagasaki, gönnte ich mir ein Mittagsbuffet (10.- p.P./all you can eat) und haute mir wortwörtlich den Ranzen voll. Nach dem Essen musste ich mich für 30min hinlegen. Sonst wäre das ganze Essen wohl in hohem Bogen über den Lenker geflogen. 

Einzufahren in Nagasaki war speziell. Das erste Mal war ich in einer japanischen Stadt angekommen, die man kennt, schon viel darüber gelesen hat und einem doch fremd ist. Die Stadt ist gebaut an den Ufern eines Meeresarms, eingebettet in sanfte Hügel. Kein Wunder ist der Haupt-Industriezweig der Schiffsbau. Die grossen Werften mit ihren Kränen sieht man von überall. Und dann ist da natürlich das „Atomic Bomb Museum“ und der „Peace Park“. Gerade das Museum ist scharfe Ware und gibt einem zu Denken. War die Bombe „Fat Boy“, abgeworfen 2 Tage nach Hiroshima, doch erst der Anfang des atomaren Wettrüstens. 

Von Nagasaki ging die Reise weiter der Küste entlang nach Sasebo. Den Ort habe ich gewählt, weil mir hier Gastfreundschaft angeboten wurde. So verbrachte ich zwei Tage bei Sayuri zuhause. Eigentlich hatte mich ihr Freund eingeladen, der weilt aber gerade in Kanada. Und Sayuri ist eine vorzügliche Köchin. Alles ist farblich abgestimmt und frisch zubereitet. Ich wurde verwöhnt wie Gott auf Erden. 

Nach so viel Essen musste wieder ein aktiveres Programm her. Also radelte ich zum Vulkangebiet von Aso-san. Sein Krater (Kaldera) ist mit einem Umfang von 120km mitunter einer der grössten der Welt. Leider wurde mir ein Blick vom Kraterrand verwehrt, da das Wetter wiedermal auf Regen machte. Zu meinem Glück aber fand ich Unterschlupf bei einem lokalen Bauern und widmete so halt wieder mehr Zeit der Verpflegung. 

Noch ein Wort zum weiteren Verlauf meiner Reise:

Ich habe mich (in Absprache mit Körndle 😉 eintschieden, die Welt einmal per Fahrrad zu umrunden. Dazu organisiere ich momentan ein Visum für die USA. Ich brauche ein richtiges Visum, da ich eins vom Iran in meinem Pass habe und dies für die Amis ein Problem ist. Sollte das mit dem Visum nicht hinhauen, ist mein Plan B durch Kanada zu radeln. Dann fliege ich ab der Ostküste nach Portugal und radle zurück in die Schweiz. Geht meine Rechnung auf, sollte ich Weihnachten 2018 wieder zuhause sein. 

Was ich dabei alles erleben werden, wie immer hier zu lesen. 

Lieber Gruss, 

Patrik