Tja, es ist ne Weile her, dass wir uns das letzte Mal gemeldet haben, aber die Internetverbindungen werden auch nicht besser und sind gerade im Iran stark zensuriert.
Ja, wir sind im Iran und das bereits seit fast 20 Tagen. Das Visum haben wir schlussendich in Baku innerhalb 2 Tage erhalten, anstandslos und ohne weitere Fragen. Für die Fahrt an die Grenze in Astara haben wir den Zug gewählt. Für gerade mal 5.-Chf p.P. hatten wir ein komfortables 4er Abteil im Nachtzug für uns alleine. Und Tee gabs soviel man wollte, gratis dazu. Die Fahrräder wurden anfangs noch misstrauisch begutachtet, aber nachdem wir die Gepäcktaschen abgenommen hatten, durften auch diese einsteigen.
In Astara angekommen radelten wir nicht sofort zur Grenze. Denn im Iran war ja nun Ramadan. Kriegt man denn da was zu Essen? Sind die Shops überhaupt geöffnet tagsüber oder steht das Leben still bis die Sonne untergeht? Also erst mal Frühstücken, dann Einkaufen und ab zur Grenze. Diese war aber gar nicht so einfach zu finden. Gibt es einen Grenzübergang nur für Fussgänger in der Stadt, liegt der für den Strassenverkehr ausserhalb.
Der Grenzübertritt war dann super einfach. Das Gepäck durch einen Röntgenapparat, wir dann 30min in der Schalterhalle warten und schon hatten wir den Stempel und es durfte weitergeradelt werden. Ach ja, ab nun gelten auch ganz andere Kleidungsvorschriften. Frauen nur mit Kopftuch, langen Ärmeln und langer Hose, Herren ohne Shorts. Wir haben uns schon vorher mit entsprechender Kleidung eingedeckt, damit uns die Hitze nicht gleich erschlägt wenn wir so zugeknöpft umherradeln.
Einmal aus dem Grenzgelände standen auch schon überall die Geldwechsler. Wir hatten noch ein paar Azerbaijanische Manat, welche wir in Iranische Rials umtauschen möchten. So auch getan, aber irgendwie kamen wir mit dem neuen Geld nicht zu recht. Und wie sich später herausstellte, wurden wir auch bereits um ein paar Fränkli beschissen. Nichts tragisches, Lehrgeld halt.
Für den Abend hatten wir einen Platz bei privaten Leuten, dank Couchsurfing. In Talesh angekommen, wurden wir mit einem Platzregen empfangen. Der Norden von Iran ist sehr feucht und regnerisch. Nicht gerade so wie wir uns das Land vorgestellt haben. Überall gibt es Reisfelder, was auch zur Nationalspeisse gehört und alles ist sehr grün. Die Wolken verwehrten uns aber die Rundumsicht und so blieben uns die nahen Berge verborgen.
Was es aber zu hauf gibt sind Moskitos. Die nette Familie in Talesh hat uns zum Abendessen mit Teateraufführung im Freien eingeladen, wobei die Viecher uns die Hölle heiss machten. Mit Einstichen übersähten Füssen fuhren wir nun die nächsten 3 Tage umher.
Unsere Route ging weiter Richtung Tehran. Und immer übernachteten wir irgendwo privat. Einmal bei einem Junggesellen, der uns mit hochprozentigem Selbstgebrannten empfing, dann bei einer deutsch sprechenden Dame, welche uns partout die Stadt (Qazvin) zeigen wollte, obwohl wir einfach nur müde von der Anstrengung waren bis hin zum Radler, welcher selber um die Welt radelt und uns mit einem Topf Spaghetti überraschte.
Die beste Übernachtung aber war zwischen Rostamabad und Qazvin. Eigentlich wollten wir unser Zelt aufstellen. Der starke Wind machte aber die Suche nach einem geeigneten Platz schwierig. Da hielt ein ältere Herr mit seinem Auto neben uns und wollte wissen was wir machen. Per Handzeichen kommuniziert wusste er, dass wir was zum Schlafen suchen und wir, dass er uns genau dies anbieten möchte. Der nette Herr arbeitet beim Strassenunterhalt, hat Nachtschicht bei einem Tunnel und wir durften in deren Büro im Hinterzimmer nächtigen.
Wollten wir ursprünglich mit der S-Bahn nach Tehran rein, nimmt diese leider keine Fahrräder mit. Also durften wir in die Stadt reinradeln. Kurz gesagt, es war heiss (35 Grad+), staubig, stinkig und wir teilten die Strasse mit sehr viel Verkehr. Dank einem Arbeitskollegen von Sabrina (merci nochmals fürs organisieren) logieren wir in Tehran in unserem eigenen Appartment mitten in der Stadt. Von da aus organisierten wir die restlichen Visumsanträge und unseren Ausflug in den Süden von Iran, für einmal wieder ohne Velo.
Mehr dazu aber im nächsten Bericht.
Liebe Grüsse,
Körndle & Patrik
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