Wir sind in Dushanbe in einem netten Hostel abgestiegen, dem Green House Hostel. Anscheinend Treffpunkt aller Radfahrer, Motorradreisender und sonstigen langzeit Travelers. So hatten wir genug Gspändli um Erfahrenes und Neues sowie Details über die bevorstehende Route auszutauschen.
Für uns hiess es einsteigen in den Pamir Highway. Die Strasse über welche wir schon so viel gelesen und gehört haben und welche von uns den höchsten Respekt zollt. Aber erst mussten wir uns Materiel dafür vorbereiten. D.h. Linsen und Reis einkaufen, Gewürze aufstocken und Haferflocken für den Poridge besorgen. Zum Glück ist der lokale Bazar nur gerade 5min vom Hostel entfehrnt und da lässt sich alles einfach und günstig besorgen. Zudem ist das Einkaufen auf dem Bazar bereits ein Erlebnis für sich.
Dann mussten natürlich auch die Fahrräder auf Forderman gebracht werden. Also Ketten entfetten, reinigen und neu ölen, Bremsklötze austauschen und neu einstellen, Schaltung justieren und einfach mal den ganzen Göppel grüntlich waschen. Im Team mit den andern Radreisenden macht dies sogar noch Spass und man gibt sich Tips und Tricks.
Von Dushanbe selber haben wir ehrlich gesagt ausser bei der Einfahrt und er Ausfahrt nicht viel gesehen. Die Stadt präsentiert sich ziemlich grün, es gibt anscheinend auch einen Park mit einem Welt-Kriegsdenkmal, wir jedoch hatten weder Energie noch Lust die Tage mit rumlaufen in der Stadt zu verbringen. Zumal die Mittagstemperaturen immer noch gerne die 40° Marke knackten.
Nachdem unser Gedärme auch wieder einigermassen i.O war, konnte die Weiterfahrt losgehen. Mit Conny und Jens, zwei Radfahrer aus Deutschland, nahmen wir die ersten km auf der M41 (offizielle Bezeichnung des Pamir Highways) unter die Räder. Leider mussten wir uns nach der ersten Nacht von den beiden bereits weider verabschieden, weil Conny eine noch nicht ganz auskurierte Magengeschichte erneut zu Schaffen machte.
Zu zweit radelten wir also durch die immer bergiger werdende Gegend. Als uns am zweiten Tag dann auch bereits der Aspahlt unter den Rädern verlies, bekamen wir einen ersten Vorgeschmack wie es weiter oben aussehen würde.
Ab Tag drei waren die geteerten Abschnitte der Strasse so rar, dass wir jedesmal dankbar waren wenn das Geholper für ein paar Minuten aufhörte. Also von einer Strasse sprachen wir eigentlich schon lange nicht mehr. Grösstenteils war die M41 ein Feldweg, manchmal Flussbett oder Sanddüne. Und so litten unsere Räder und wir mit ihnen. So verlies mich mein Ständer (also der am Fahrrad) indem er einfach wegbrach, meiner Klingel lupfte es den Hut und bei Körndles Flaschenhalterung riss der Haltegummi. Aber nichts, dass wir nicht reparieren oder entbehren können.
Als dann bei einer Einladung zum Mittagessen irgendwo auf der Weid auch noch der Gaskocher explodierte (nicht unserer), fragten wir uns ernsthaft, ob sich das Glück nun von uns gewandt hat.
Irgendwie schafften wir den Anstieg auf den Pass (Khaburabot 3252müm) welcher uns ins Tal des Flusses Panj brachte. Der Panj entspringt im Vakangebirge, eine der Gebirgsketten im Pamir und bildet über weite Strecken die Grenze zu Afgahnistan. War die Gegend hoch zum Pass noch weitläufig und begrünt, so gings auf der anderen Seite in einem engen Canyon steil herunter. Die Schlucht war so eng, dass wir Mühe hatten einen Platz für unser Zelt zu finden.
Am nächsten Tag erreichten wir den Ort Kalaikhum, wo die südliche und die nördliche Route nach Khorog aufeinander treffen. Übrigens haben wir uns für die Nördliche entschieden, obschon diese anstrengender ist, da auf der Südlichen auf einem Anschnitt von über 100km gebaut wird und man vor lauter Staub anscheinend den Vorderman nicht mehr sieht. Von Kalaikhum verläuft die Strasse, welche zwischenzeitlich wieder etwas besser geworden ist, dem Panj entlang bis nach Khorog. Und hier sahen wir auch zum ersten Mal rüber nach Afgahnistan. Einzig getrennt von Wasser, winkt man den Leuten zu und könnte fast mit ihnen einen Schwatz halten, vorausgesetzt man ist der Sprache mächtig. Und doch sind es Welten, die beide Länder trennen. Hier Tajikistan, das nach seiner Bürgerkriegszeit nun als ziemlich sicher gilt und auch dementsprechend auf die Karte Tourismus setzt und da drüben Afgahnistan, das Land welches auf der Liste der gefährlichen Regionen wohl die unrühmliche Spitze einnimmt (evt. zwischenzeitlich abgegeben an Syrien). Trotz aller Medienberichte und öffentlichen Meinungen, die Leute in Afgahnistan winken uns fröhlich zu.
Das schlechte Ohmen, welche uns vor dem Pass bereits zu schaffen machte wollte aber einfach nicht von uns lassen. So bekam Körndle Schmerzen in der Backe als sich eine, zuerst als Pickel entwickelte Eiterstelle einfach nicht besser werden wollte. Etwa 150 km vor Khorog entschieden wir uns unser Glück per Anhalter zu versuchen. Und bereits der erste LKW, geladen mit Melonen, Karotten und Kartoffeln, nahm uns mit. Unterwegs blockierte ein umgekippter Anhänger die Strasse, sodass wir ein paar Stunden auf die Bergung warten mussten und somit Khorog nicht mehr am selben Tag erreichten. Wir schliefen zu dritt in der Fahrerkabine, wobei Körndle und ich die 60×160 grosse Liegefläche hinter den Sitzen beanspruchen durften.
In Khorog angekommen fuhren wir direkt ins Spital um Körndles Backe untersuchen zu lassen. Wie es sich herausstellte, hatte sie zwei Furunkeln im Gesicht. Diese mussten operativ aufgeschnitten werden, damit das angesammelte Eiter entfehrnt werden konnte. Nun, 4 Tage später geht es uns den Umständen entsprechen gut. Die Wunden verheilen ziemlich gut und wir wohnen in einem netten Hostel, wo sich die Zeit locker mit Essen und Nichtstun verbringen lässt. Die nächste Hürde wird wieder eine administrative sein, denn uns laufen die Tage auf unserem Tajik-Visa aus. Bekommen wir keine Verlängerung der Visa müssen wir die zweite Hälfte des Pamir Highways wohl oder übel in einem Jeep durchrasen.
Aber ob es soweit kommen wird, lest ihr in unserem nächsten Blog.
Liebe Grüsse,
Körndle & Patrik
18. August 2016 at 8:13
Ich wünsche der Patientin gute Besserung und weiterhin ein gute Reise. Es ist immer wieder interessant eure Berichte zu lesen. Liebe Grüsse aus der Schweiz
LikeLike
19. August 2016 at 23:17
Hy Kröndle&Patrik ihr macht das super und eure Bericht sind jedesmal eine sehr spannend. Gute Besserung und Gruss aus Thun
LikeLike
19. August 2016 at 23:19
Hy Kröndle&Patrik ihr macht das super und eure Berichte sind jedesmal eine sehr spannend. Gute Besserung und Gruss aus Thun
LikeLike