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Mit Sushi und Schafspelz

Aufbruch zu neuen Horizonten

Monat

Juni 2017

Die Ostsee

Wir sind eine Tagesetappe von der Polnischen Grenze entfehrnt. Genauer bei Jonas in Wolgast, kurz vor der Insel Usedom. 
Ein Autofahrer würde jetzt sagen, dann seit ihr über die A1 und die A20 nach Rostock und weiter nach Wolgast. Ehm, nicht ganz. 

Bremen haben wir bei schönstem Wetter in Richtung Teufelsmoor verlassen. Dahin führt ein sehr schöner Radweg und dem sind wir nach Worpswede gefolgt, eine Künstlerkolonie am Rande des Moors. Die einzige Kunst die wir uns gönnten, war ein leckeres Stück Torte und ein Kaffee. Wir wollten ja nicht als Kunstbanausen dastehen 😉 . 

Auf der Weiterfahrt nach Hamburg stellte sich uns die Elbe in den Weg. Zum Glück hatten ein paar Ingenieure aber bereits ähnliche Sorgen und bohrten einen Tunnel unten durch. Was sie aber anscheinend vergassen, waren die Zu- und Wegfahrstrassen. Also mussten an beiden Enden Aufzüge hin. Und voilà, schon hat man den alten Elbtunnel in Hamburg. Nun nicht mehr für Autos geeignet, sind auch alle viel zu breit geworden, dafür aber umso bequemer für Fahrradfahrer und Fussgänger. 

Da am nächsten Tag aber die Elbe nicht nur durch Hamburg floss sondern auch von oben herunter zu prasseln schien, entschieden wir uns für einen Ruhetag in der Stadt. Zu bieten hats hier so Einiges. Aber nein, wir meinen natürlich nicht St. Pauli, sondern kulturel anspruchsvollere Ziele wie das Miniatur Wunderland. Eigentlich sollte man da über 1h anstehen. Körndle hat den netten Herrn an der Kasse aber so bezirzt, dass uns nicht nur sofort Einlass gewährt wurde, sondern auch noch 10€ weniger bezahlten (Arbeitslosenrabatt).

Von Hamburg gings weiter an den Nord-Ostsee-Kanal, genauer gesagt nach Brunsbüttel/Marne. Und falls irgendwann jemand vom zuständigen Amt der Schleusenwarten auf dem Radweg Hamburg-Brunsbüttel diesen Bericht lesen sollte, „Ihr -Zensur- könnt nächstes Mal ruhig länger arbeiten, damit wir keinen 30km+ Umweg machen müssen weil eure -Zensur- Schleusen bereits geschlossen sind!“. Nach somit 130 anstelle von 100 km kamen wir gerädert bei Ulrike und Peter an. Und die wissen wie man malträtierte Radfahrer wieder auf die Beine stellt. Michel deren Sohn und seine Frau Olga sind auch auf Fahrradweltreise. Um die 5 Jahre sind geplant – alles zu lesen auf http://www.rausgefahren.de.

Ja hier an der Ostsee ist das Wetter ein Thema für sich. Im täglichen, nein stündlichen Wechsel tauschen sich Regen und Sonnenschein. Die einzige Konstante dabei ist der Wind. Und so kam es auch, dass wir verschwitz vom fahren und durchnässt vom Regen bei Eckhart in Rendsburg an der Tür klingelten. Nach einer wärmenden Dusche, die Kleider fein säuberlich gehängt, die Schuhe mit Zeitungen ausgestopft, zeigte sich aber bereits wieder die Sonne, draussen wie auch in uns drin. Mit Fleisch vom Grill und leckerem Couscoussalat rundete Eckhart den Abend für uns ab.

Preetz bei Kiel war das nächste Ziel und auch unser erstes Etappenziel. Bei Ton, der Freund von Pädu’s Mutter Marlis, durften wir eine abwechslungsreiche Woche verbringen. Mit Spaziergang, Fahrradtour durch Preetz und Umgegung, Kinobesuch – Expedition Happiness, sehr empfehlenswert – Abendessen im Schwan, Tagesausflug nach Eckernförde und Schleswig, Hafenbesichtigung in Kiel, Einkaufsbummel ins grosse Einkaufzentrum Citty Park, Fahrräder auf Vordermann bringen….so rannen die Tage nur so dahin. Ausserdem wurden wir von Ton vorzüglich verköstigt, so dass der Abschied schon schwer gefallen ist. Vielen Dank nochmals für alles Ton.

Letzte Woche führte uns die Route über Lübeck, Wismar, Rostock, Strahlsund, Greifswald bis hin nach Wolgast wo wir heute gerade unseren neuen Blog schreiben. Zweimal übernachteten wir bei Warmshower Hosts, einmal in einem Motel weil wir uns trocknen lassen mussten und die restlichen Nächte im Zelt. Die Ostsee Badeorte sind bei Sonnenschein und Wärme wie im Reisekatalog bebildert und beschrieben schön. Sobald aber der Regen fällt, wird es echt garstig und extrem windig und so verliessen wir halt oft die Küstenstrasse und fuhren entlang der Alleenstrassen im Inland. Die hatten auch ihren Reiz. Grün über grün und Kornfelder gesäumt von Klatschmohn, Kamille und Kornblumen soweit das Auge reicht.

Heute werden wir die polnische Grenze überqueren und sind extrem gespannt auf neues Terrain, Sprache, noch nicht gekannte Gerichte und die Menschen.

Es ist und bleibt spannend.

Lieber Gruss

Körndle & Patrik

Und das Rad dreht sich wieder

Die ersten Tage im Sattel haben wir bereits wieder hinter uns. Zu sagen, es fühlt sich an als wären wir gar nie abgestiegen, wäre gelogen. Das Hinterteil schmerzt wieder und die Beine fühlen sich steif und müde an. Aber die Freude des erneut auf der Reise seins überwiegt!

Am Montag radelten wir gerade mal 40km nach Mümliswil. Unterwegs gabs ein Kaffee, spendiert von Ivan (Körndles Cousin) – an dieser Stelle nochmals vielen Dank. Am Ankunftsort versüsste uns die tolle Gastfreundschaft von Chantal & George den Start dann vollends. 

Tags darauf stand bereits das erste Hindernis im Weg, der Passwang. Mit 13% Steigung und unseren nicht grad leichten Rädern schnauften wir auf fast 1000müm, wohl der höchste Punkt für eine Weile. Päde & Sibylle päppelten uns am Abend aber mit einem leckeren Essen und ein paar Bierchen wieder auf. 

Mittwoch Morgen fuhren wir über die Grenze nach Deutschland und wer weiss, wie lange wir nun keinen Schweizer Boden mehr unter den Füssen haben werden. Dem Rhein entlag flussaufwärts gings Richtung Waldshut. Über das Wutachtal radelten wir nach Rottweil (wo die Hunde gezüchtet werden). Wobei uns in Achdorf ein Rast der besonderen Art aufwarten sollte. Lutz Gallinowski bietet allen Durchreisenden Getränke und kleine Snacks an, wobei der Erlös dessen an bedüftige Menschen oder Institution in Nepal geht, welche sich um die Flüchtlinge der von den Chinesen unterdrückten Regionen im Tibet kümmern. Seine eigene Reise und sein gegenwärtiges Werk sind eine grosse Inspiration für mich, vielen Dank Lutz. 

Weiter dem Neckar folgend radelten wir nach Stuttgart. Dort empfing uns Christoph in seiner Wohnung. Und klar, zum Abendessen gab es Spätzle mit Linsen und Würstchen, echt Schwäbisch halt. Christoph ist in seiner Freizeit Imker und so hatten wir am nächsten Morgen auch gleich lecker Honig zum Frühstück. Der Sonntag war unser erster Ruhetag und da war Tagwacht erst um 09:30. Nach dem Frühstück gings mit der Zacke (Zahnradbahn) vom Degerloch runter nach Stuttgart und zu Fuss in Richtung Bahnhof. Wobei dort wütet die Stuttgart 21 Baustelle und am Sonntag auch noch hunderte von Radfahrer, welche an einer Sternfahrt teilnahmen. Mit nem Eis in der Hand gings dann wieder auf den Nachhauseweg.

Nach einer Nacht in Heilbronn haben wir den Neckar verlassen und sind auf einem alten Bahntrasse ins Hinterland geradelt. in Oberneudorf empfing uns Julia in ihrem Elternhaus. Verköstigt wurden wir diesmal mit Grünkorn-Plätzchen und Kartoffelsalat. Grünkorn ist Dinkelkorn, halbreif geerntet und getrocknet. Somit konnte die Dinkelernte bei drohenden Schlechtwetterperioden gerettet werden. Lecker. 

Weiter folgten wir ein kurzes Stück dem Main, dann der Sinn und schlussendlich der Fulda nach Kassel. Den zweiten Ruhetag gönnten wir uns zuerst bei einem Ausflug in den Bergpark Wilhelmshöhe und abschliessend bei einem gemütlichen Abendessen in Begleitung unseres Host, Susanne.

Da es der Fulda und der Weser entlang unendlich viele Zeltplätze gibt, verbrachten wir auch öfters die Nacht zwischen Wohnwagen. Und die Camper sind lustige Leute. Kleine Anektote aus der Bäckerei: 

Er: Ich hätte gerne das Sportlerfrühstück. Die Bedienung: Müsli haben wir keines mehr, darf ich ihnen ein extra Brötchen anbieten? Seine Frau: Ach schon gut, Müsli hat mein Mann sowieso nicht gerne. 🙂

Nun sind wir in Bremen. Den gestrigen Tag schlenderten wir planlos in der Stadt herum und heute besuchten wir das Auswanderermuseum in Bremershaven. Dieses wurde uns von mehreren Seiten empfohlen und ist wirklich eine super Institution. Noch nie war einer von uns über 4h in ein und demselben Museum! Vorallem regt die Ausstellung zum Nachdenken an. Ist die Geschichte der Auswanderungen doch noch nicht so alt (ca.1850 bis 1960). Trotzdem kann man aber bereits wieder Parallelen ziehen zu der heutigen Entwicklung einiger Länder. Nur nennt man die industrielle Revolution heute Industrie 4.0, die Konzentrierung der Macht Erdogan und die Abschottung Brexit.   

Angekommen sind wir an der Nordsee. Weiter gehts an die Ostsee und wir nehmen wiedermal Kurs in Richtung Osten.  

So long.

Lieber Gruss, 

Körndle & Patrik

  

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