Am 3. Januar 2018 rollten wir unsere Räder auf die Interislander Fähre, die uns bei schönstem Wetter über die Cook Strait auf die Südinsel nach Picton führte. Dank dem kaum spürbaren Wellengang blieb das leckere Essen, welches wir über die Festtage genossen, auch dort wo es hingehört. Entlang der Küstenstrasse in einem kleinen, flachen Waldstück stellten wir unser Nachtlager. Mit Sicht auf Picton genossen wir unser abentliches Tee, krochen aber schon bald in unser geliebtes Zelt. Ausser einem Opossum besuchten uns keine weiteren Tierchen. Wir wurden nochmals verschont.
Viel Schlaf verleit Flügel…… Ganze 107 km mit X Auf- und Abstiegen absolvierten wir in 9 Fahrstunden am zweiten Tag. Philip unser Host in Nelson servierte uns Lasagne, Salat und leckeres Eis mit Cake zum Nachtisch. Das stellt auf und lies uns die müden Glieder etwas vergessen. Der angekündigte Regentag veranlasste uns, eine weitere Nacht in Nelson zu bleiben. Sowieso hatte Patrik noch was wichtiges zu erledigen. Die bestellten Laufschuhe waren eingetroffen und mussten im Sportgeschäft noch anprobiert werden.
Die Reise Richtung Westport konnten wir am vierten Tag wieder bei Sonnenschein aufnehmen. Philip beschrieb uns die Strecke bestens und die Landschaft war einfach nur einmalig. Für eine Teilstrecke verliesen wir den Highway 6 und verfolgten einen einfach zu fahrenden Trail. So konnten wir einige Höhenmeter einsparen und dem Ferienverkehr entgehen. Generell, versuchten wir so viel wie möglich den grossen State Highways auszuweichen. Beim dünnen Strassennetz in NZ aber nicht immer möglich.
Bis nach Westport campierten wir zwei Mal. Am ersten Abend wehte eine angenehme Brise und diese hielt Mücken und die lästigen Sandflies auf Abstand. Jedoch am zweiten Abend war es fast windstill und es begannt ein Kampf gegen und mit diesen Biestern. Unsere Ausrüstung bestand sehr wohl aus Mückenspray und antiseptischer Salbe. Doch das nützt vielleicht eine halbe Stunde und die Viecher sind imun. Am sichersten ist es im Innenzelt und Einhüllen in Kleider. So werden die wunderbarsten Zeltplätze zum reinsten Horror.
In Westport entschied sich Körndle, die Reise für sich vorerst zu beenden. Mit der Ankunft bei ihren Verwandten in Wellington war für sie das Hauptziel erreicht und wer schon mal solch eine Reise angetretten ist, der weiss das ohne Ziel vor Augen, jeder Anstieg anstrengender, jeder Regentag kälter und die fehlende Hygiene unausstehlicher ist.
Meine Reise aber geht weiter und führte mich von Westport nach Greymouth, vorbei an Felsformationen die wegen ihrer Ähnlichkeit zu Pfannkuchen, Panncake rocks genannt werden. In Greymouth durfte ich nochmals einen Regentag ausharren, dies jedoch in einem der angenehmsten Hostels, welches wir soweit gebucht hatten.
Nächste Station war der Gletscher im Ort Franz Joseph. Verglichen mit unseren Alpen, haute mich der Anblick dieser Eismassen jedoch nicht gerade von den Socken. Einzig die Bäume, welche oberhalb des Gletschers auf einer Krete thronen, sind doch ein ungewohnter Anblick. Das selbe Bild bot sich mir nochmals beim Fox Glacer. Danach führt die Strasse wieder ans Meer und somit in eine mir fremderen Gegend. Verlassenen Küstenabschnitte, übersäht mit massivem Schwemmholz sieht man bei uns nun doch nicht alle Tage und veranlassen einem zum Staunen.
Nun stand der Haast Pass auf dem Menuplan. Zwar nicht hoch, ca. 500hm, aber permanent über 10% Steigung geht einem doch in die Beine. Das Positive an diesem Pass ist aber, dass man in eine trockenere Gegend kommt und die lästigen Sandfliegen so gut wie weg sind. Das heisst, wieder normal campen, im sitzen Essen und beim Erinnerungsfotoschiessen nicht von einem Bein aufs andere hüpfen.
Queenstown war die nächst grössere Ortschaft. Der geplante Ruhetag viel jedoch aus, da alle Hostels ausgebucht waren und ich nur ein Bett für eine Nacht erhielt. Hochsaison halt. Und so querte ich am nächsten Tag den Lake Wakatipu mit einem alten Dampfschiff (TSS Ernslaw, Baujahr 1912) zur Walter Peak Country Farm. Ebenfalls an Bord waren Pet & Clare, zwei radreisende Kanadier aus Quebec. Die nächsten Tage radelten wir gemeinsam durch einmalige Landschaften. Geprägt von sandigem Fels, sanften Hügeln und trockenen Flüssen, könnte Winnetou hinter jeder Kurve auf uns lauern!
Pet & Clare hatten bereits einen Ausflug ab TeAnau in den Milford Sounds gebucht. Kurzerhand entschloss ich mich, ihrer Tour anzuschliessen. Dan, unser Guide und Fahrer kannte jeden Busch, jeden Stein und jeden Berg in dieser Gegen. Ein Glücksgriff! So war der Ausflug nicht nur landschaftlich, sonder auch intellektuel bereichernd. Obschon, wenn man in den Milford Sounds einfährt, braucht man keine Anleitung zum Staunen, die überwältigende Schönheit der Natur lässt alle Mäuler offen stehen.
Ein erstes Highlight an dem Tag hatten wir aber bereits ein paar Stunden früher, als Dan an einem abgelegenen Rastplatz Scones (lokaler Kuchen) mit Tee oder Kaffee servierte. Beim Essen schlägt das Radfahrerherz immer höher!
Die darauffolgenden Tage radelten wir gemeinsam weiter nach Invercargill und Bluff, die Südspitze der Südinsel. Dazwischen zelteten wir an Orten wie Monkey Island, ein Strandabschnitt so schön wie aus dem Ferienkatalog oder Clifden, ein saftiger Rassenplatz direckt neben dem Fluss worüber eine alte Hängebrücke führt. Und wenn mal nichts in Aussicht war, fragten wir lokale Leute und landeten bei denen in alten Hütten, sogar mit funktionsfähiger Küche.
Vor der Curion Bay trennten sich dann unsere Wege wieder. Und so schwamm ich alleine mit den Delfinen in besagter Bay und hielt abends Ausschau nach Gelbaugenpinguine. Sowieso, der Küstenabschnitt genannt Catlins ist etwas vom abwechslungsreichsten was Neuseeland zu bieten hat. Grüne Hügel mit Vieh und Schafen im Hinterland, steile Küsten und verlassene Strände am Meer. Atemberaubend!
Die Stadt Dunedin holte mich aprupt wieder zurück in die Zivilisation. Verkehr, ungeduldige Fahrer und grosse Trucks, waren mir die letzten Tage fremd. Einquartiert bei einem netten Warmshower Gastgeber, war es abgemacht, dass ich unser Zelt im Garten stelle. Rose & Brian haben aber zwei Katzen, die sehr neugierig sind. Und Zelt und Katze ist eine sehr schlechte Kombination. Resultat war eine unruhige Nacht und ein malträtiertes Zelt 😦 Die Löcher welche die Krallen hinterliesen lassen sich zwar sicher flicken, entäuscht bin ich trotzdem, hatten wir zu unserem Zuhause die letzten zwei Jahre doch so Sorge getragen.
Meine Stimmung heiterte sich aber schnell wieder auf, als ich nach dem Bustransfer von Duniden nach Christchurch bei Juliet und Grum abstieg. Die beiden liesen mich in ihrem Zuhause in Christchurch wohnen, wie auch später in Hanmer Springs. Und Grum als passionierter Radreisender (www.grumgoesglobal.com) weiss genau, was müde Radfahrer brauchen. Müde war ich, nachdem ich die 140km von Christchurch nach Hanmer in einem Schnutz gemacht habe. Die starken Winde am Vortag, liesen das Radfahren aber schlicht nicht zu.
Wandert man durch die Gassen von Christchirch, sieht man überall stille Zeugen vom letzten Erdbeben. Das Stadtzentrum ist fast komplett neu aufgebaut, wobei die modernen, verglassten Gebäude nicht gerade viel Charme haben. Entsprechend ist das Zentrum gefüllt mit shopping-wütigen Touristen, Einheimische sucht man aber vergebens.
Von Hanmer Springs folgte ich dem Molesworth Track, einer Naturstrasse durch die grösste Farm Neuseelands. Die Molesworth Station ist eine sogenannte High-Country Farm und umfasste zu den besten Zeiten 37’000ha. Heute beheimatet die Farm 10’000 Kühe, 90’000 Schafe und über eine Million Hasen, welche wild in der Landschaft umherhoppeln. Ein Eldorado für Naturliebhaber.
Weiter in Richtung Blenheim folgt die Naturstrasse einer Schlucht mit spektakulärer Aussicht und einigen knackigen Auf- und Abstiegen. Und am 7 Februar fuhr mich die Fähre bei erneut ruhiger See wieder zurück auf die Nordinsel und wieder zurück zu Heinz, Trix und Körndle.
Wie es weiter geht? Die Antwort wie immer hier im Blog.
Lieber Gruss,
Körndle & Patrik
11. Februar 2018 at 13:50
Vielen Dank für den wiederum interessanten Reisebericht. Deine Begeisterung für das Erlebte und der Enthusiasmus für deine Reise sind ungebrochen. Schön! Ich hoffe und wünsche dir, dass es so bleibt. Cornelia wünsche ich eine gute Heimreise und auf ein Wiedersehen im Emmental.
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