Und wieder sind/waren wir in einem Land, welches aus menschenrechtlichen Gründen eigentlich nicht bereist werden sollte. Die neusten Ausschreitungen im Westen (Staat Rakhine) mit den Verfolgungen Einheimischer, muslimischer Glaubensrichtung, treibt 100’000 zur Flucht ins benachbarte Bangladesch. Das Land bietet aber zu viel um links liegen zu lassen. Die Leute, die Landschaft und das Klima sind das grosse Potential dieser Gegend.
Angekommen in Yangon, brachte uns eine 1,5h Taxifahrt zur Unterkunft. Was wir auf der Fahrt zu sehen bekamen, erinnerte uns mehr an Indien als an Südostasien. Die Männer kleiden sich mit einem Wickeltuch um die Lenden (Longhi) und die Bevölkerung ist stark durchmischt zwischen Asiaten und Inder.
Zentral gelegen, erkundeten wir von unserem kleinen Hostel (man schläft in seiner zugeteilten 2,5x1x1m Box) aus die Stadt. Nach gerade mal 100m wurde uns bereits der ersten Teller Nudelsuppe mit der Aufforderung hinzusitzen überreicht. Wir sind mitten in der Zeit des Vollmondfestes angekommen, wo es Tradition ist, freies Essen zur Verfügung zu stellen. Doch trotz der Gastfreundschaft, mussten wir beim dritten Angebot innert 3h doch dankend ablehnen.
Wir wanderten vorallem im alten Kolonialteil der Stadt herum und bestaunten die Häuser aus dieser Zeit. Jede Gasse erzählt ihre eigene Geschichte, wobei der Zustand der Gebäude teils doch sehr morad ist. Am Abend machten wir uns auf um die Shwedagon Pagode (einer der heiligsten Orte des Buddhismus) zu besuchen. Uns wurde gesagt, dass die Zeit zum Sonnenuntergang besonders günstig sei, da weniger Besucher als tagsüber und die Sonne das Monument schön anstrahlt. Wir haben aber vergessen, dass immer noch Vollmondfest ist. So war der Ort gerappelt voll von Burmesen, welche sich hier installierten um die ganze Nacht durchzufeiern.
Am nächsten Tag stand ne Zugsfahrt mit der „Circular Line“, die S-Bahn von Myanmar, auf dem Programm. Der Loop, ca. 52km, dauert 3h und führt der Stadtgrenze entlang. Die alten Schienen sind so krumm, dass man ziemlich durchgeschüttelt wird. Die Fahrt ist nicht zu empfehlen, wenn man Seekrank wird! Vom Zug aus sieht man vorallem das ärmere Yangon. Leute die sich in einem Drecktümpel waschen, streunende Hunde, Katzen, Ratten und Kakarlaken die irgendwo hin verschwinden und die Baraken in welchen gehaust wird, fallen bereits vom Hinsehen auseinander. Was uns aber am meisten bedrückt ist der Müll. Überall liegt offener Abfall herum. Teils wird er verbrannt, was zu einem beissenden Rauch führt, ansonsten modert er vor sich hin. Dies wird uns leider immer wieder begegnen während unseres Aufenthalts in Myanmar.
Unser Highlight der Stadt sind die vielen Teestuben. Überall wird einem süsser Tee (Schwarztee mit gesüsster Kondenzmilch) serviert und dazu eine reichhaltige Auswahl an Güezli beigestellt. Aber eigentlich ist das Essen generell ein Highlight. Denn nicht nur die Leute sind indisch angehaucht, auch die indische Küche ist reichlich vertreten, und die mundet uns sowieso besonders.
Von Yangon gings mit dem Nachtzug nach Mawlamyine. Nicht ganz selbstverständlich, dass wir dies geschafft haben, denn ein Fahrkahrtenkauf ohne Hilfe eines englisch sprechenden Burmesen ist schlicht unmöglich. Nachdem wir den grössten, liegenden Buddha der Welt gesehen, den Sonnenuntergang auf einer weiteren Pagode begutachtet und unsere Bäuche mit feiner indischer Kost vollgeschlagen hatten, gings am nächsten Tag bereits um 6:00 weiter zum goldenen Stein.
Dieser „Golden Rock“ ist der heiligste Ort im Land. Ein perfekt ausbalancierter Felsbrocken zuoberst auf dem Berggipfel. Die Legende besagt, dass dieser Stein so perfekt ausbalanciert sei, weil ein Haar von Buddha darunter liegt. Endsprechend viele Leute pilgern an diesen Ort. Bis zur letzten Ortschaft unten im Tal geht es bequem per Bus, dann wird umgestiegen auf LKW’s mit Sitzbänken für 42 Personen auf der Ladefläche. Nun beginnt die Achterbahnfahrt mit ca. 1000hm, auf einer Strasse mit teils 20% und mehr Steigung. Aber sehr eng eingepfercht, kann nichts und niemand verrutschen oder herausfallen.
Nächster Halt war Nay Pyi Taw, seit 2005 die Hauptstadt des Landes. Über 4 Milliarden USD wurden in den Ausbau der Stadt investiert, vorallem aber in administrative & militärische Gebäude. So fährt man auf einer 16 spurigen Strasse und ist alleine unterwegs. Ausländer müssen in einer eigens errichteten Hotelzone übernachten. Der ganze Ort ist ziemlich spookie, da auch tagsüber fast niemand auf den Strassen unterwegs ist. Dennoch steht an jeder Ecke Securitas und überwacht was es auch immer zu überwachen gibt. Zwei Weisse auf einem Roller sind da sehr suspekt!
Von hier gings an den Inle See. Dieser ist bekannt für die Fischer und ihre Art, die Boote zu steuern. Denn hier rudert man nicht mit den Armen, sondern klemmt das Ruder mit einem Bein fest und paddelt in kreisförmigen Bewegungen vorwärts. So sind beide Hände frei für die Fischernetze.
Das Klima am See ist angenehmer als die schwühlheissen Tage im Flachland. Wir bleiben 3 Tage, wovon an einem Tag der See per Boot erkunden und am andern Tag per Fahrrad um den See radeln wird. Ein Highlight ist sicher das Glas lokalen Weines, getrunken auf dem einzigen Anbaugebiet der Region im Anlitz der untergehenden Sonne.
In Myanmar trifft man entweder auf Rucksackreisende oder solche, die alles mit Tourguide & Chauffeur besuchen. Denn ein grosser Schwachpunkt des Landes sind die öffentlichen Transportmittel. Der Zug fährt meist nicht schneller als Schritttempo und die Strassen sind knapp 1,5 spurig. Für eine Strecke von 150km braucht man gut und gerne 3-4h. Hinzu kommt, dass man von seinem momentanen Standort nur Informationen über Busse die diesen verlassen, nicht jedoch über evt. Verbindungen unterwegs bekommt. Da wir nach dem Inle See unsere Freunde Sonja und Tom am Ngapali Beach treffen wollten, blieb uns einzig das Flugzeug um auch rechtzeitig dahin zu kommen. Der stündige Flug bot uns aber viel fürs Geld, denn die Aussicht von da oben ist phenomenal.
Nun waren erstmal 4 Tage Strand angesagt. Lesen, plaudern, baden, sünnelen, essen, morgens ne Runde Yoga und schon war die Zeit am wunderschönen Ngapali Beach wieder um. Zudem genossen wir die Gesellschaft unter Schweizer, mit News von zuhause und für einmal schnoren wie der Schnabel gewachsen ist.
Alles Schöne hat auch seine Schattenseite. Am Ngapali Beach ist dies die Busfahrt zurück in den zentralen Teil des Landes. 9h für 250km und die Hälfte der Passagiere am Erbrechen!
Irgendwie erreichten wir Bagan, die Tempelstadt schlechthin. Über 3000 Pagoden datierend zwischen 11 & 13 Jahrhundert verteilen sich auf 36km2. Die Anlage besucht man am besten mit einem Elektroroller, denn bei Temparaturen über 30° ist jegliche Anstrengung sehr schweisstreibend. Zudem bringt einem der Roller morgens früh bequem zur jeweiligen Pagode, von wo man den Sonnenaufgang geniessen kann. Welcher Tempel gerade besonders geeignet ist für Sonnenauf- oder -untergang erfährt man am besten von anderen Reisenden im Guesthouse.
Der Zufall wollte es, dass wir bei der Ankunft in Bagan auf Nicolas und Gökben trafen, zwei Veloreisende mit denen wir 2016 3 Tage in China unterwegs waren. Das musste natürlich gebürdig gefeiert werden. Zudem hatten wir das Vergnügen am zweiten Tag einem Konzert einheimischer Künstler beizuwohnen. Naja, der nächste Superstar war da noch nicht mit dabei.
Morgens um 5:30 Uhr gings dann per Schiff auf dem Ayeyarwady Fluss nach Mandalay. Dort wollten wir aber noch nicht allzulange verweilen und reisten am nächsten Tag gleich weiter nach Monywa. Die Gegend ist bekannt für eines der schönsten Klöster, mit über 500’000 Buddhastatuen. Zudem steht hier der anscheinend grösste Buddha der Welt (der in Mawlamyine liegt ja, ist aber auch der grösste der Welt). Tja, Burmesen lieben grosse Buddhas.
Am nächsten Tag mieten wir uns wiedermal einen Roller um die Höhlen in 30km Entfehrnung zu Erkunden. Die über 400 meist kleineren Höhlen (14 – 18 Jahrhundert) beinhalten fast alle einen Buddha wobei die grösseren mit schöner Wandmalerei verziert sind. Etwas weiter südlich versuchte man eine neuzeitlich, buddhistische Kopie der Tempelstätte Petra zu erstellen, indem man 46 Kammern 8m tief in den Felsen grabte. Naja.
Zur Zeit sitzen wir in unserem Hotelzimmer in Hsipow, wo wir eigentlich die Landschaft bei einem Trekking erkunden wollten. Nur seit Ankunft regnet es ununterbrochen. Und so geniessen wir einen ruhigen Tag mit administrativen Aufgaben, viel Essen und Schlafen.
Morgen gehts zurück nach Mandalay, von wo wir am 27.11 nach Bangkok fliegen um noch ne Woche Strandurlaub im Süden von Thailand zu machen, bevor wir am 10.12 nach Neuseeland fliegen.
Lieber Gruss,
26. November 2017 at 18:06
Dem Regen sei Dank! So kommen wir wieder zu einem sehr ausführlichen und sehr interessanten Reisebericht. Vielen Dank den Autoren! Das was dort an Unmenschlichkeit passiert, ist fast nicht zu ertragen. Vor allem wenn man nichts dagegen tun kann. Dennoch war es sicher richtig, dass ihr euch dorthin begeben habt. Kopf in den Sand bringt ja auch nichts.
Weiterhin gute Reise!
LikeLike
28. Dezember 2017 at 22:25
Ihr zwei – ich habe wieder einmal nachgelesen und stelle fest, dass ihr gut unterwegs seid. Bald ist Jahreswechsel und ich wünsche euch herzlich ein gutes neues Jahr. Herzliche Grüsse aus der momentanen kalten Schweiz.Esther Hug
LikeLike