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Mit Sushi und Schafspelz

Aufbruch zu neuen Horizonten

Monat

November 2016

Lijiang – Kunming, nässer als nass – mehr geht nicht!

Um Lijiang zu verlassen brauchte es viel Überwindung. Die Nacht durch regnete es stark und die Progrosen meldeten kein Ende für die kommenden zwei Tage. Am Morgen war es Nieselregen, jedoch kaum ausserhalb des Ortes prasselte das Wasser nur so auf uns runter. Somit absolvierten wir nur 25 Km und mussten im einzigen Ort auf dieser Strecke ein Zimmer nehmen. Die Betten hatten Heizdecken sonst war alles kalt. Wir kochten unser Essen im Zimmer auf dem Plattenboden und verkrochen uns dann auch bald in den etwas wärmeren Betten. Dusche gabs nicht und die Toilette war auf der Etage – nicht gerade die schönste. Egal wir waren am Trocknen und draussen wütete das Unwetter weiter.

Die Kleider konnten nicht trocknen, das hiess am nächsten Morgen Zähne zusammen beissen und rein in die noch feuchten Kleider. Wir wussten, dass auch dieser Tag sehr nass werden wird. So war es dann auch. Wasser und Schlamm floss in Bächen die Strassen hinunter. In tieferen Stellen kumulierte sich beides zu knietiefen Seen durch welche wir radelten oder wateten (je nach Untergrund). Ein Glück das unsere Sacochen wasserdicht sind und halten, denn waren diese doch öfters auch 2/3 eingetaucht. Später kamen zum Mix Wasser & Schlamm dann auch noch Baustellen hinzu, welche unser Fortkommen partout verhindern wollten. Wieder durchnässt bis auf die Haut und vollgespritzt von Kopf bis Fuss gelangten wir nach Shaxi. Erneut eine Nacht im Hotel, die Kleider nur halbwegs trocken, das ist schon deprimierend da die Landschaft sich doch sehr für’s Zelten eignen würde – nur nicht soooo nass.

Shaxi ist eine der letzten Orte aus den Anfängen der Tea-Horse-Road Zeit. Die Stadt muss gute 1400 Jahre alt sein, wovon viele alte Gebäude und ein Amphitheater zeugen. Sehr beliebt ist auch der grosse Markt am Freitag. Leider sahen wir weder den Markt (wir waren am Mittwoch dort) noch sonst viel von der Stadt, da das Wetter nicht gerade zum Sightseeing einlud.  
Endlich am dritten Morgen zeigte sich die Sonne. Die Reise konnte auf fast trockenen Strassen weitergehen. Durch die starken Regengüsse wurden die Strassen aber vielerorts mit Geröll, Steinblöcke und Dreck verschüttet. Wir holten uns wie am Tag zuvor nicht nur nasse Schuhe sondern nun braun-matschig-schlammig-grüslige Schuhe – knietief!!!

Dem war noch nicht genug. Aufs mal fehlte die Brücke (weggespühlt) und wir mussten Gepäck und Fahrräder einzeln über einen schmalen Steg und schlüpfrigen Terrassenwägli auf die andere Seite tragen. Nässe, Dreck, Schleppen, Schwitzen, das wäre ja alles noch ertragbar wenn dann nicht noch einer das Gleichgewicht verliert. Nur ein kurzer Blick in die falsche Richtung machte mich duselig und ich ladete inkl. Taschen im schlimmsten Reisfeld voller Schlamm. Lustigerweise blieb ich für einmal ganz ruhig. Pädu schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich auf seine Schritte. Mancher der vielen Zuschauer lachte kurz, die Frauen hatten Mitleid und eine deutete mir auf ein Haus etwas weiter der Strasse entlang, es habe da Wasser zum waschen. Ja somit musste ich mich bis auf Radlerhose und BH ausziehen und alles vom Schlamm befreien. Die Arme fühlten sich an wie im Gips. Das war wirklich eine Saubüetz alles wieder rein zu kriegen. Die nassen Sachen wieder angezogen, trocknet alles super schnell in der Sonne. Und diesen Abend fanden wir sogar ein hervorragendes Plätzchen um wiedermal unser Zelt aufzustellen. Perfekt. 

Am nächsten Tag wollten wir die Stadt Dali erreichen, das bedeutete aber gute 100km und ein paar knackige Höhenmeter. Den ersten Teil der Strecke folgten wir dem selben Tal wie die letzten 2 Tage. Im unteren Teil war die Baumnussernte in vollem Gange. So konnten wir uns für 2x nichts mit Baumnüssen eindecken. Eine gute Abwechslung für unsere Ernährung. Die meisten Nüsse werden jedoch wohl Exportiert denn man findet kaum Produkte oder Gerichte damit in den lokalen Shops. 

Gegen 20h erreichten wir unser Hostel in Dali. Der Manager vom Colour of Wind ist selber ein Tourenfahrer und er lässt Velofahrer für die ersten drei Nächte gratis in einem der Dormitories übernachten. Nice! Nach einem langen & anstrengenden Tag war für uns dann auch schnell Lichterlöschen. Der nächste Tag startet für Körndle aber mit mehrmaligem Gang zu Toilette. Da war definitv ein Käfer im (Anm)arsch. So verbrachten wir die nächsten Tage auf der sonnigen Terrasse mit Lesen, Essen und Entspannen. Dali liegt zwar nahe bei einem schönen See, von diesem sieht man aber aus der Stadt nichts. Touristen welche aus dem Bus oder Zug steigen wandern auf einen der Berge hinter Dali (4-5h Rundgang), müde Radfahrer lassen aber auch das sein. 

Nach 4 Tagen ging es Körndle wieder besser und wir setzten unsere Reise fort. Kunming war die nächste Destination, welche wir in 5 Tagen erreichen wollten. Die Strecke wurde uns als mühsam beschrieben. Baustellen und viel Verkehr sollte uns erwarten. Die ersten zwei Tage waren jedoch sehr angenehm. Die Strasse führte uns durch Landschaften gespickt mit kleinen Seen, grünen Hügeln und vielen Reisterrassen. Auch fanden wir an beiden Tagen gute Zeltplätze welche uns eine angenehme Nachtruhe bereiteten. Dann aber kam die angekündigte Baustelle. Gute 30km lang wurde an einer neuen Strasse gebaut. Die Alte war bereits weggerissen, so dass der ganze Verkehr über die noch im Rohbau befindliche Strasse ratterte. Zudem war es nun fast unmöglich einen geeigneten Platz fürs Zelt zu finden. Als es bereits dunkel war, buchten wir uns wiedermal in ein Hotel. Ausserdem entschieden wir uns am nächsten Tag den Bus für die letzten 200km nach Kunming zu nehmen. 

Dank der Aktion mit dem Bus hatten wir sogar noch Zeit unser Visum für Vietnam einzuholen, bevor wir den Abstecher nach Hongkong in Angriff nahmen. Dass uns diese Visum noch viel Ärger ersparen würde, wussten wir jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dazu und zu unserer Reise nach Hongkong aber im nächsten Blog.

Liebe Grüsse,

Körndle & Patrik   


Litang – Shangri-La -Lijiang, im Schnellzugstempo

Wir melden uns bereits aus Lijiang. Bereits! Ja genau..

Litang verliessen wir mit meintlich erholten Muskeln, mental gestärkt und gut genährt. Der erste Fahrtag war ziemlich einfach. Ein kurzer Aufstieg aber sonst geradeaus oder leicht abwärts. Die Sonne, stahlblauer Himmel leider aber ein kühler, böhiger Gegendwind waren unsere Begleiter. Unterhalb des ersten Aufstiegs fanden wir einen „hiube“ Zeltplatz. Mit den letzten wärmenden Sonnenstrahlen richteten wir unser Nachtlager ein und Pädu bereitet wieder ein leckeres Essen. Wir schliefen lange – Kälte macht müde und am Morgen war das Zelt wiederum vereist. Alles nicht weiter tragisch, kennen wir ja bereits.

Der Aufstieg am zweiten Tag war alles andere als easy. Kurze Distanz, 800 Höhenmeter und einen saukalten, ekligen Gegenwind blies uns den ganzen Tag um die Ohren. Pädu strampelte, nicht schnell aber stetig, zum Gipfel, ich hingegen musste schon bald auf Fahrradwandern umstellen – zu viel Wiederstand für mich. Fahrradwandern mit Klickschuhen ist alles andere als angenehm und zusätzlich belastete es die Arme und Schultern. Praktisch den ganzen Tag benötigten wir für die paar Km und endlich oben angekommen, stellten wir fest, dass es auf der anderen Seite recht schwierig sein wird, einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Doch das Glück verlies uns auch diesmal nicht und wir fanden Unterschlupf bei den Strassenarbeitern. Wir wurden sogar verköstigt und schliefen wohlig im Einzelbett zu zweit aneinander gekuschelt wieder viele Stunden. Sobald es dunkel wird, geht man in China schlafen. Das ergibt ab 8 Uhr abends bis morgen um 7.30 Uhr etliche Stunden.

Richtig garstig wars am dritten Tag. Bedeckter Himmel, eisig kalt, Schneefall und ohne Frühstück radelten wir so rasch wie möglich wärmeren Gegenden zu. Am Mittag in Sangdui wars bereits wieder sonnig aber dieser Wind wollte uns nicht loslassen. Die Kälte raubt Energie und der murksige Aufstieg vom Vortag waren genug, um zu folgender Entscheidung zu kommen. Wir lassen uns ein weiteres Mal transportieren. 2 Personen, 2 Fahrräder, 80 Km, 3 h Fahrt, 2x Pinkelpause, 2x Fotostop – das alles für nur 13 Fr., da ist nichts zu meckern. Die Strecke führte wiederum über einen Pass mit zum Teil nicht alsphaltierter Strasse. Ich war heilfroh, Pädu schlussendlich auch, über den Entscheid. 

In Xiangbala angekommen, buchten wir gleich für den Folgetag eine Busfahrt bis nach Shangri-La, denn die Pässe wollten nicht enden und weniger steil und anstrengend wurde es auch nicht. Auch die Busfahrt war super günstig – 15 Fr. / 2 Personen, diesmal 200 Km, mehrere Pinkelpausen, Fotostops und Mittagspause. Die Fahrräder seien kein Problem, nur der Preis müsse mit dem Chauffeur ausgehandelt werden. 

Das Zimmer für die kurze Nacht war riesig – so viel Platz hatten wir schon lange nicht mehr, leider mussten wir früh aus den Federn. Die Busfahrt startete um 6.10 h, eintreffen am Busbahnhof um 5 h. Wir nahmen es mal nicht so mit der schweizerischen Pünktlichkeit und standen um 5.15 h vor verschlossener Türe. 5.35 h rauschte die Blechtüre auf und um 5.55 h erschien der gähnende Buschauffeur. Er war bald hellwach als er die beiden vollbepackten Fahrräder sah. Pro Tasche und Fahrrad wollte er nun 9 Fr. . Pädu wie immer blieb ruhig und setzte die Coolman-Miene auf und verhandelte schlussendlich 9 Fr. für das ganze Gepäck und basta. Wir mussten alles selber im Busbauch einladen und befestigen (in Shangri-La wussten wir dann auch wieso – dazu aber etwas später) und um 6.30 h konnte die Reise endlich starten.

Kurz ausserhalb des Ortes war die Reise aber auch schon zu Ende. Eine Schlamm- und Steinlawiene versperrte die Strasse und ein Räumungsversuch war nur langsam im Gange. Das hiess im kalten Bus warten und hoffen, dass da bald was passieren wird. Eine Stunde später konnte die Reise auch wirklich beginnen. Ja das war was. Über sicher 4 Pässe alle über 4000müm und dazu eine unbefestigte Strasse, die ich dann wieder fahrradwandernd begehen hätte, führte uns die 9 stündige Busfahrt nach Shangri-La.

9 Stunden lang machten wir uns Sorgen um unsere Fahrräder. Die Strasse war nicht nur unbefestigt, es hatte auch arge Schlaglöcher. War es ein Fehler uns transportieren zu lassen? Für was haben wir nun in Chengdu die Räder durchchecken lassen? Alles kaputt? Kratzer? Was bricht bei diesem Geholpper alles ab? Fahrrad in zwei Stücke?

Shangri-La ist wiederum sehr touristisch. In einem gemütlichen Hostel fanden wir Unterschlupf und trafen auf vier andere Cyclists. Ein Ehepaar aus Frankreich und ein Paar aus der Türkei (er Franzose und sie Türkin). Mit Englisch unterhaltend verbrachten wir einen gemütlichen Abend mit einem Gläschen Wein – wieder einmal – und vergassen schnell unseren Höllentrip. 

Ach ja den Fahrrädern geht es gut. Meins hat einen Kratzer am Ramen und mein aufgeklebter Pandabär auf dem Schutzblech viel ab. Der Kratzer nicht wirklich schlimm und der Panda ist schnell wieder aufgeklebt. Pädu’s Vorderrad wies einen tiefen und breiten Kratzer über den Pneu und Felgen auf. Jedoch bremstechnisch kein Problem und der Pneu ist immer noch intakt. Glück gehabt – uff.

Wir gönnten uns zwei Nächte in Shangri-La. Zu sechst gings weiter Richtung Lijiang. Alles auf einer Nebenstrasse ohne grossen Verkehr durch Pinienwälder mit Weitsicht auf die 5000-Berge mit Schneespitzen. Das Wetter spielte immer noch mit. Am morgen sehr fröstlig, sobald die Sonne schien aber T-shirt-Wetter und abends ums Lagerfeuer wohlig warm. Zu sechst radeln entspannt und wir genossen es mal in Gesellschaft zu sein. Das hatten wir ja bis hierhin noch nie.

Nach drei Zeltnächten entschieden wir eingangs Tiger Leaping Gorge im Hostel abzusteigen. Die anderen reisten weiter. Wir besuchten morgens die Gorge und am Nachmittag wanderten wir für 4 Stunden zusammen mit den Ziegen über Stock und Stein. Mal wandern anstelle von strampeln tat Gutes.

Die Tiger Leping Gorge ist eine etwa 15 Kilometer lange Schlucht im Norden der chinesischen Provinz Yunnan. Der Legende nach soll ein Tiger die Schlucht an ihrer engsten Stelle über einen Felsblock in der Flussmitte mit zwei Sprüngen überwinden können. Misst man den Höhenunterschied vom tiefsten Punkt zum höchsten, ist sie mit rund 3900 m Höhenunterschied die tiefste Schlucht der Welt.

Nach weiteren zwei Tagen erreichten wir gestern Lijiang. Damit die Altstadt besichtigt werden kann, wird Eintrittsgeld verlangt – nicht gerade wenig. Die Altstadt besteht aus unzähligen Übernachtungsmöglichkeiten, Touristenständen und Fressecken. Herrlich kitschig beleuchtet, bieten sie Tanzshows an und Kaffees und Bars laden zum verweilen ein.

Die Altstadt von Lijiang ist von engen Kopfsteinpflastergassen und einem Netz an Kanälen durchzogen. Sie ist eine der am besten erhaltenen Altstädte Chinas. Die alten Häuser ruhen meist auf einem Steinfundament und Mauern aus weiß getünchten Lehmziegeln, haben Türen, Balkone und Fensterläden aus rotem Holz und typisch geschwungene Ziegeldächer. Seit 1997 hat das alte Stadtzentrum Lijiangs den Status des UNESCO-Weltkulturerbes. Zudem ist die Altstadt das frühere Zentrum der Naxi-Minderheit.

Die Naxi sind eine der 55 ethnischen Minderheiten, die von der chinesischen Regierung offiziell anerkannt werden. Ursprünglich aus dem Nordwesten Chinas migrierten sie in tibetische Gebiete um saftiges Grassland zu bevölkern. Zudem betrieben die Naxi die nicht ungefährliche Handelsroute zwischen China, Lhasa und Indien, besser bekannt als die TeaHorseRoad.

Die TeaHorseRoad war ein Handelsweg zwischen den chinesischen Provinzen Yunnan und Sichuan im Osten und Tibet und Indien im Westen. Manchmal wird sie auch Südliche Seidenstraße genannt. Die wichtigsten Güter waren Tee aus China, von dem der größere Teil nach Tibet und der kleinere Teil nach Indien ging, und Pferde aus Tibet, die in China vorallem für die Armee gebraucht wurden.

Zusammengefasst, sind wir froh den südwestlichen Ausläufer des Himalayagebirges überquert und hinter uns gelassen zu haben. Nun freuen wir uns auf die kommenden tieferen Gegenden, auch wenn uns hier sicher der einte oder andere Anstieg noch erwartet. Die Temperaturen sollten jedoch wieder über die 20° Marke klettern wobei die Luftfeuchtigkeit mitsteigt. 

Heute ist Wasch- und Einkaufstag angesagt. Morgen gehts weiter Richtung Dali -Kunming. Ca in 10 Tagen möchten wir dieses Ziel erreichen und die Fahrräder für ein paar Tage deponieren. Die Flüge für unseren Sidetrip nach Hongkong sind gebucht (20. – 26.11.).

Von all dem berichten wir gerne, wie bereits erwähnt, in ca 10 Tagen. Bis bald.

Liebe Grüsse,

Cornelia & Patrik

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