Die Tage nach meinem letzten Bericht wurden weitgehenst durch das benötigte USA Visum für die Weiterreise bestimmt. So radelte ich nach den regnerischen Tagen in Aso-San direkt weiter zum Fährhafen von Kitakyushu. Eine Übernachtfähre soll mich nach Osaka bringen. Und was für eine Fähre das war. Als Radfahrer durfte ich das Schiff als einer der Ersten besteigen. Im Fahrpreis inbegriffen war ein Schlafplatz in einem offenen Raum, ausgelegt mit Tatami-Matten, wo ich mein Futon-Bett für die Nacht ausrollte. Ebenfalls an Bord hatte es ein sehr schönes Onsen (Bad) und so kam es, dass ich das Ablegen der Fähre vom Aussenbecken mit 40° warmen Wasser beobachtet.

Morgens um 6:00 liefen wir dann pünktlich in Osaka ein. Vom Hafen zum Stadtzentrum waren es aber immer noch 30km. Für eine Grossstadt ist das Navigieren in Osaka ziemlich einfach, verlaufen die meisten (grösseren) Strassen doch gerade aus (vor allem Nord/Süd orientiert). Einzig die vielen Ampeln in den japanischen Städten ist des Fahrradfahrers Graus. Alle 5min steht sicher ne Ampel auf Rot. Abbremsen, Anhalten und wieder in die Pedale tretten. Mit dem ganzen Gepäck beschleunigt man jedesmal ne ziemliche Masse. Natürlich fragt man sich, wieso zum Geier an jeder Kreuzung gleich ein Rotlicht her muss. Meine Antwort darauf, die Japaner wollen kein Risiko eingehen einem Mitmenschen irgendwie Unrecht zu tun und bei einer Ampel ist die Vortrittslage halt immer klar und deutlich. 

Eine weitere Kuriosität für Fahrradfahrer in Osaka sind die bezahlten Abstellplätze fürs Velo. So parkiert man seinen Göppel in einem Rechen, welcher das Vorderrad gleich abschliesst. Umgerechnet 1Chf. erlöst dann das Gefährt wieder von der Fussfessel. Ansonsten gibt es viele Gebiete, wo man mit dem Fahrrad nicht durch darf. In einer Fussgängerzone macht das ja noch Sinn, aber in einem Aussenquartier verstehe ich die Regel nun wirklich nicht. Und wenn wir schon dabei sind, kann ein Japaner autofahren, dann kennt er nur dieses Fortbewegungsmittel (nebst Zug & Metro). Das Auto ist aber nicht gross und protzig (klar gibt es auch) aber die meisten fahren kleine, rechteckige Büchsen mit einem Motor unter 1L Hubraum (spart Steuern). Und mit diesen Gefährt brausen sie nun überall hin, ob zur Arbeit, Supermarkt oder Tankstellenshop um die Ecke. Leider bleibt beim kurzen Stop dann der Motor gleich laufen. 

Japan ist hoch technologisiert. So haben die meisten Autos eine Start/Stop Automatik oder sind sogar mit Hybridantrieb. Der Mensch jedoch schert sich nicht wirklich um die Umwelt. Man benutz die Technologie wo vorhanden, aber eigene Massnahmen wie z.B. keine Einkaufstüten, Take-away nicht aus dem Auto werfen oder eben, den Motor abstellen, da macht man nicht mit. 

Und noch ne Kuriosität zum Bankenwesen. Jeder Japaner hat bestimmt mind. 10-15 Kreditkarten. Nicht weil das Limit bereits überschritten ist, sondern weil die meisten Shops nur ihre eigene Kreditkarte zum Bezahlen akzeptieren. So kann man mit ausländischen Karten auch nur in erlesenen Geschäften bezahlen oder Geld abheben. So genug gelästert, ich bin ja hier Gast und nicht um Kritik zu üben.  

In Osaka hielt ich es dann doch nur 2 Tage aus. Einen Tag brauchte ich um mein Visumsantrag abzugeben (war zeimlich speditiv) und am zweiten Tag radelte ich noch etwas kreuz und quer durch die Stadt. Lustig war es vorallem abends, wenn überall die Lichter angehen und die Reklametafeln die Stadt erhellen. Dann zog es mich aber weiter wieder in ruhigere Gegenden, wo ich mein Zelt am Abend stellen konnte. 

Von Osaka war es eine Tagesfahrt zur historischen Stadt von Nara. Nara war in den Jahren 700 die Hauptstadt Japans. Heute besucht man den Ort aber wegen der grössten, bronzenen Buddhastatue Japans und dessen Tempelanlage. Zudem laufen auf der Anlage über 1000 Hirsche frei herum. Denn nach Buddhistischem Glaube sind Hirsche direkte Boten Buddhas. 

Von Nara radelte ich hoch zum Plateau von Koya-San. Hier gründete ein Mönch um 800 eine Tempelanlage, welche Seinesgleichen dasBeten in ungestörter Umgebung ermöglichen soll. Dem Gründer der Anlage wird nachgesagt, dass dieser nicht verstorben, sonder in den Zustand ewiger Meditation eingetretten ist. In diesem Zustand gilt er als direktes Medium zu den Göttern. So pilgern viele nach Koya-San um eben Diesen zu huldigen und ihre Fürbitten so schneller an der richtigen Adresse zu platzieren. Ich interessierte mich aber mehr für die wunderschöne Landschaft. Eingebettet in sanfte Hügel, stark bewaldet, spürt man die Kraft der Natur. 

Dem Pilgerweg von Kumano folgend (gilt überings als asiatisches Pendant zum Jakobsweg und ist UNESCO Erbe) erreichte ich bald wieder die Küste im Spitz der Halbinsel Kii-Hanto. Dem Meer folgend radelte ich zurück nach Osaka um meinen Pass und das erhaltene US-Visum abzuholen. Und so habe ich nun einen Weiterflug nach Honolulu (Hawaii) und weiter nach Achorage (Alaska) 🙂 !

Von Kobe bin ich gestern mit der Fähre in Takamatsu auf der Insel Shikoku angekommen. Und der heutige Regentag gibt mir grad die Gelegenheit wiedermal die Wäsche zu machen und einen Bericht zu schreiben. 

Lieber Gruss,

Patrik