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Mit Sushi und Schafspelz

Aufbruch zu neuen Horizonten

Monat

September 2016

Activity – kennt ihr das Spiel?

Xining haben wir einen Tag später verlassen als geplant. Eine Grippe war im Anflug und so entspannten wir uns nochmals einen Tag im Hostel. Zudem war unser Hostelbesitzer ein super Tourguide und nahm uns mit in die besten Nudelrestaurant und gab uns wertvolle Tips für die Stadt- und Umgebung. Etwa eine Stunde ausserhalb Xining besichtigen wir die erste Tempelanlage des budistischen Klosters von Kumbum. 

Die Extranacht war leider alles andere als entspannend. Unser 6er Zimmer, das wir für eine Nacht zu zweit bewohnen durften, erhielt zwei Neuankömmlinge. Der Taiwanese schnarchte soooooo laut, dass sich die Balken bogen. Kurzerhand nahmen wir unsere Duvets und Kissen und schlichen in ein leerstehendes Hostelzimmer und konnten endlich in Ruhe schlafen.

Xining verliessen wir bei herrlichem Sonnenschein. Die Strassen sind in China gut bis sehr gut und es war Heimat wiederauf dem Fahrrad zu sitzen so nach zwei Wochen Fahrradpause. Wir passierten typische chinesische Dörfer, viel Ackerbau, Blumen gesäumte Strassenränder und Weidelandschaften mit Yaks, Kühen, Schafen, Ziegen und Ross und Eseln. Nach zwei Nächten im Zelt bezogen wir in Tongren ein einfaches aber für uns ein top Hotelzimmer für ca. 10$/Person.

Wir besichtigen das Kloster von Repkong (Tongren) und genossen feines Essen. Es war sowieso regnerisch an diesem Tag und so dachten wir nicht mal im Traum an eine Weiterfahrt. Übrigens in China ist mit Englisch fertig lustig. Deshalb stellten wir auf Activity-das Spiel um. Mit Zeichen(nung)sprache, Pantomime oder direkter Gang in die Küche – so bestellen wir hier unser Essen. Ja wir sind im Land der Nudeln – dicke oder dünne – kann noch gewählt werden. Mit den Stäbchen essen ist zusätzlich eine echte Herausforderung. Auf jeden Fall ist keines meiner T-shirts mehr ohne Flecken. Das „SiletpängunddieFleckensindweg“-Mittel führe ich nun wirklich nicht auch noch im Gepäck mit. Anyway Flecken hin oder her das Essen ist lecker, wir kriegen was wir bestellen. Hauptsache !!! – meist ist es aber einfach sau scharf.

Die Reise führte uns weiter über drei Pässe (der höchste 3644 müm) nach Labrang (Xiahe). Eine Zweitagestour mit Zeltübernachtung, die es in sich hatte. Kaum stand das Zelt, fing es auch schon an zu Regnen und der Schnee folgte lückenlos. Unser Abendessen mussten wir roh verzehren an Kochen im Freien war nicht mehr zu denken – Rüebli, Brot und ein paar Guetzli. Das war nun wirklich Premiere. 

Die Fahrt nach Labrang führte uns über tibetische Grasslandschaften (Hochplateaus auf 3000müm+). Die Dörfer bestehen aus einfachen Hütten und meist tront mittendrin ein budistischer Tempel oder eine Stupa (Gedenkstätte). 

Ach ja, wenn ihr euch wundert, wieso wir für die Ortschaften nun meist zwei Namen brauchen, so ist der Erste meist der Ortsname in Tibetischer Sprache und der Zweite dann auf Chinesisch.  

Morgen besichtigen wir das Kloster von Labrang (Xiahe), eine der grössten budistischen Klosterschulen. Tagsdarauf radeln wir weiter Richtung Chengdu und melden uns wieder aus ? – ist noch in Planung….

Ach ja, die Grippe hat sich verzogen. Es sind keine gute Besserungswünsche nötig :-).
Lieber Gruss,

Körndle & Patrik

Das Land der aufgehenden Sonne

Wir radelten von Sary Tash los in Richtung der Chinesischen Grenze. Da wir die Anfahrt und den Grenzübertritt nicht in einem Tag schaffen würden, zelteten wir noch ein letztes Mal in Kirgistan. Wir fanden ein schönes Plätzchen, direkt am Wasser und nur die Kühe schauten uns zu. 

Am nächsten Morgen hatten wir kein Stress, da die Grenze nur noch etwa 15km entfehrnt war. Also gemütlich los. Die Ausreise aus Kirgistan war super einfach und in 5 min. waren wir durch. Zwischen den beiden Grenzen trafen wir auf eine Gruppe Touristen unter welchen auch Berner waren. Die staunten nicht schlecht, als wir ihnen erzählten, dass wir den ganzen Weg aus der Schweiz mit dem Fahrrad gekommen sind. 

An der Chinesischen Grenzabfertigung angekommen, wurden sogleich unsere Pässe eingezogen. Aufgefordert die Räder stehen zu lassen und dem grimmigen Soldat zu folgen, passierten wir die Grenze schon mal aber nur um herauszufinden, dass die Mittagspause angebrochen war. Netterweise durften wir auf chinesischem Boden unser Mittagessen einnehmen aber die Beamten wollten partout erst wieder um 16:30 zu arbeiten anfangen! Waaassss! So lange wollen wir nicht warten, war es doch erst gerade knapp nach 11:30 auf unserer Uhr. Keiner gemeinsamen Sprache mächtig, erklärte uns der Soldat irgendwann, dass hier bereits alles nach Peking-Zeit tickt und das hiess für uns +2h. Also, alles Betteln hilft nichts, 3h warten ist angesagt. Wenigstens gabs eine leckere Nudelsuppe im Restaurant. 

Nach dem Grenzposten kommt erst einmal 160km Sperrzone und da darf als Ausländer nicht geradelt werden. Sammeltaxis standen bereit und nach 30min. Warten konnten wir uns sogar auf einen Preis einigen. Die Fahrt zur effektiven Zollabfertigung dauerte etwa 2h und war mitunter einer der schönsten Autofahrten, welche ich bis anhin geniessen durfte. Die Landschaft ist fantastisch farbig, grün die Wiesen, blau das Wasser und die Felsformationen leuchteten in den Farben, Braun, Grau, Rot und Gelb. Leider ist das mit dem Fotografieren auch so ne Sache in Sperrzonen. Also behalten wir diese Erinnerung lieber in unseren Köpfen als die Chinesen uns in ihrem Land. 

Die effektive Einreise war dann nur noch formalität und ca. 20:00 waren wir offizielle und freie chinesische Touristen. Nur waren es von der Zollabfertigung bis nach Kashgar, unserem eigentlichen Tagesziel, immer noch 100km. Als unsere Versuche im Ort zu übernachten bereits beim Beziehen von Bargeld scheiterten, entschieden wir uns für die Variante Taxi bis nach Kashgar. Und wir fanden einen waren Taxi-Meister. Nicht wegen seiner Fahrweise (Nachts war er eh halb blind) sondern wegen seiner Packkünste. Er brachte es fertig, unsere beiden Fahrräder in den Kofferraum zu verstauen, ohne dass irgendetwas Schaden genommen hätte. So erreichten wir Kashgar zwar erst spät (nach Abendessen und Umweg auf Nebenstrassen) aber immerhin noch am selben Tag.  

Der nächste Tag gehörte dann mal der Erkundung des neuen Ortes. Die Altstadt in der wir unser Hostel hatten, erinnert mehr an Zeiten von Marco Polo als manch andere Stadt welche wir auf der Seidenstrasse bereist hatten. Die Gassen waren voller Leben und in jeder Ecke feilten Marktverkäufer um ihre Ware. Meist waren dies Früchte, Brot oder sonstige Esswaren, teils aber auch Kessel und Töpfe aus Kupfer, handgeschmiedete Messer oder Kleidung auf Mass geschneidert. Klar gibt es auch den chinesischen Teil der Stadt mit modernen Gebäuden, Supermärkten und viel Propaganda an jeder Hausecke. Uns gefiel aber der alte Teil der Stadt, wo sich die eigentlichen Einheimischen, die Uiguren, aufhielten. 
So hatten wir auch unser erstes Erlebniss mit Abendessen auf dem Nachtmarkt. Man isst sich durch die vielen Stände mit gekochten Eier, gegrilltem Reis, Nudelsalat, gefüllte Teigtaschen oder Schafsinnereien bis hin zum süssen Reis mit Honig und Yogurt. Lecker! Jedenfalls war für uns Kashgar das Paradies, gemessen an der Essensvielfalt, welche im Pamir Gebirge doch zeimlich reduziert war.

In Kashgar besorgten wir uns Fahrkarten nach Urumqi und weiter nach Xining. Also ab an den Bahnhof. Dort angekommen wurden wir 2x durchleuchtet und mussten 2h in der Schlange stehen, bis wir die gewünschten Tickets in der Hand hielten. Die Räder mussten wir als Cargo bereits vorschicken, das Gepäckt durften wir selber schleppen. Da die ersten freien Plätze erst ne Woche nach unserer Ankunft verfügbar waren, hatten wir wiedermal viel Zeit es uns gemütlich zu machen.
Die Zugfahrt von Kashgar nach Urumqi dauerte 16h. In den chinesischen Schlafwagen gibt es meist 6-er Abteile, welche aber nicht durch Türen abgetrennt sind. Trotzdem war die Zugfahrt ganz angenehm, kein lautes Geschnarche oder sonstig erdenkliche Geräusche. Zum Essen gabs? Ja richtig, Nudelsuppe. Mal aus dem roten Pappbecher und dann aus dem Grünen. Einfach mit heissem Wasser aufgiesen und fertig ist das Gericht. 

So erreichten wir Urumqi ganz entspannt (mal abgesehen von dem schweren Gepäck). Die Stadt selber war dann aber doch ehre eine Enttäuschung. Hier fehlt einfach der Charm einer Altstadt. Überall nur moderne Hochhäuser, Shops mit aller erdenklichen Ware und riesen Strassen die als Fussgänger fast nicht zu überqueren sind. In den 2 Tagen, welche wir eingeplant hatten, fande wir dann doch unsere Nischen zum verweilen, waren aber froh, dass es weiter ging.

Nun sind wir in Xining und bereiten unsere Weiterreise mit dem Radl nach Chengdu vor. 
Lieber Gruss, 

Körndle & Patri

4656 müm, Schneegestöber und Murmeltiere

So präsentierte sich uns der zweite und eigentliche Teil des Pamir Highway. Ausgeruht und voller Tatendrang verliesen wir unser Nest in Khorog. Visatechnisch entschieden wir uns, einen Teil per Taxi zu fahren. Da wir uns aber erst an die Höhe gewöhnen mussten, fuhren wir „nur“ bis Jelandy (3400müm) und nicht gleich bis nach Alichur (4000müm). Zwar war auch dieser Anstieg von fast 1500 Höhenmeter von Khorog aus anspruchsvoll für unsere Körper, dank den heissen Quellen die uns aber in Jelandy erwarteten, konnten wir dies gut verkraften. 

Am nächsten Tag gings über einigermassen gute Strassen auf den ersten Pass, Koytezek (4272müm). Eigentlich kamen wir schon fast zu gut voran, was sich dann büste als wir ein Platz für’s Zelt suchten. Denn, wurden wir gewarnt, das Wasser rar sei in dieser Gegend, sahen wir doch drei Seen auf unserer Karte und wollten uns dort mit dem notwendigen Nass versorgen. Was wir aber nicht beachteten war, dass diese Seen salzig sind. Eigentlich schon erstaunlich, befindet man sich auf über 4000müm, trinkt bedenkenlos aus jedem Bach der dahingeflossen kommt (ausser es weiden Tiere weiter oben) und die Seen sind salzig. Wir können uns immer noch nicht erklären, woher dieses Salz kommt. Aber eben, für uns erst mal nix mit zelten. Also mussten wir durchradeln bis Alichur, wo wir uns in einem Homestay einquartierten. 

Übrigens ist die ganze Sache mit den Homestays im Pamir angezettelt und finanziel unterstützt von der Schweizer Eidgenossenschaft. Eh, hat es viele Projekte (Wasserversorgung, Unwetter-Vorwarnung, etc.) die mit Schweizer Kreuz markiert und somit mit Schweizer Geld finanziert sind. 

Nachdem Tajikistan 1991 die Unabhängigkeit erklärt hatte, versank das Land in einem schweren Bürgerkrieg der viele Ressourcen aus der Sovietzeit zerstörte. Zudem kämpfte Tajikistan lange mit dem Nachbar China um die Grenzgebiete im Pamir. Dieser wurde 2011 beigelegt indem eine Landmenge von 1100km2 an China als neutrale Zone abgegeben wurde. 
All diese Unruhen sind heute noch sichtbar in Form von zerstörten Häuser, schlechten Strassen oder einfach fehlenden Mittel (Geld, Gesundheit, Strom, etc.). Da kommt der Tourismus als Einnahmequelle gerade richtig, zumal das Geld so auch in die entlegenen Regionen fliesst. 

Nach einer erholsamen Nacht radelten wir von Alichur weiter Richtung Murgab. Die Höhe machte sich in Form leichter Kopfschmerzen bemerkbar, war aber weiter nicht schlimm. Für die zweite Nacht nahmen wir dann die Hilfe der LKW-Fahrer in Anspruch um genügen Wasser für das Zeltlager zu kriegen. Die meisten Brummifahrer haben 10L oder mehr Wasser mit und geben gerne ein paar Liter ab an dürstende Radfahrer. Eh, denken die meisten motorisierten Verkehrsteilnehmer, dass alle die den Pamir ohne Abgase (mal abgesehen vom Methan-Gas hinten raus) durchqueren, einen Sprung in der Schüssel haben und so ist man der Hilfe sicher wann immer man sie braucht. 

Speziell zu erwähnen gilt hier der Sternenhimmel, welchen man nach Sonnenuntergang betrachten, besser bestaunen kann. Selten sieht man so viele Sterne am Firnament. Besonders in unseren Breitengraden, wo die Lichtverschmutzung markant ist und eine ungestörte Sicht auf den Himmel nicht mehr zulässt. 

Am dritten Tag erreichten wir Murgab, die grösste Ortschaft im Pamirgebirge. Nur viel ist da nicht. Es hat zwar ein Hotel, in welchem wir uns einquartiert haben und sogar ne warme Dusche genossen und einen Bazar, welcher aus alten Schiffscontainer besteht, ansonsten gibt es aber nicht viel. Frisch geduscht und ausgeruht (das Hotel hat Duvets und Matratzen ! ) fuhren wir in den dritten und letzten Teil des Pamir Highways. Diese Etappe radelten wir in Gesellschaft eines Spaniers und eines Franzosen. Gemächlich ging es bergauf zum höchsten Punkt des Pamir Highways und wahrscheindlich unserer ganzen Reise, über den Akbaytal-Pass auf 4656müm. 

Es ist schon erstaunlich, ist man auf 4656müm und alles was man sieht sind noch höhere Berge um einem herum. Wer hier oben eine super Fehrnsicht erwartet wird enttäuscht. Eingekesselt in der Bergwelt schaut man an farbenfrohe Felsformationen gedeckelt von schneebedeckten Gipfeln. Die Sicht auf die höchsten Berge (Peak Lenin 7134müm, Peak Revolution 6940müm und Peak Soviet Officers 6233müm, ehm man beachte die Namensgebung der Berge und wundere sich wer da wohl die Federführung hatte 😉 ) blieb uns allerdings verwehrt, da das Wetter gerade auf Schneesturm schaltete. 

So verliesen wir den Pamir Highway in Sary Tash (Kirgistan) bei gefühlten -20°C und Schnee. Und obschon die Leute in Sary Tash (3200müm) das ganze Jahr da wohnen, sind die Häuser mehr schlecht als recht isoliert und so schlotterten wir uns den halben Nachmittag warm, bis die Elektroheizung endlich ihre Wirkung entfaltete. 

Am nächsten Tag gings weiter an die Chinesische Grenze. Dies aber im nächsten Bericht, der in Balde folgen wird. 

Lieber Gruss, 

Körndle & Patrik     

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