Um Lijiang zu verlassen brauchte es viel Überwindung. Die Nacht durch regnete es stark und die Progrosen meldeten kein Ende für die kommenden zwei Tage. Am Morgen war es Nieselregen, jedoch kaum ausserhalb des Ortes prasselte das Wasser nur so auf uns runter. Somit absolvierten wir nur 25 Km und mussten im einzigen Ort auf dieser Strecke ein Zimmer nehmen. Die Betten hatten Heizdecken sonst war alles kalt. Wir kochten unser Essen im Zimmer auf dem Plattenboden und verkrochen uns dann auch bald in den etwas wärmeren Betten. Dusche gabs nicht und die Toilette war auf der Etage – nicht gerade die schönste. Egal wir waren am Trocknen und draussen wütete das Unwetter weiter.

Die Kleider konnten nicht trocknen, das hiess am nächsten Morgen Zähne zusammen beissen und rein in die noch feuchten Kleider. Wir wussten, dass auch dieser Tag sehr nass werden wird. So war es dann auch. Wasser und Schlamm floss in Bächen die Strassen hinunter. In tieferen Stellen kumulierte sich beides zu knietiefen Seen durch welche wir radelten oder wateten (je nach Untergrund). Ein Glück das unsere Sacochen wasserdicht sind und halten, denn waren diese doch öfters auch 2/3 eingetaucht. Später kamen zum Mix Wasser & Schlamm dann auch noch Baustellen hinzu, welche unser Fortkommen partout verhindern wollten. Wieder durchnässt bis auf die Haut und vollgespritzt von Kopf bis Fuss gelangten wir nach Shaxi. Erneut eine Nacht im Hotel, die Kleider nur halbwegs trocken, das ist schon deprimierend da die Landschaft sich doch sehr für’s Zelten eignen würde – nur nicht soooo nass.

Shaxi ist eine der letzten Orte aus den Anfängen der Tea-Horse-Road Zeit. Die Stadt muss gute 1400 Jahre alt sein, wovon viele alte Gebäude und ein Amphitheater zeugen. Sehr beliebt ist auch der grosse Markt am Freitag. Leider sahen wir weder den Markt (wir waren am Mittwoch dort) noch sonst viel von der Stadt, da das Wetter nicht gerade zum Sightseeing einlud.  
Endlich am dritten Morgen zeigte sich die Sonne. Die Reise konnte auf fast trockenen Strassen weitergehen. Durch die starken Regengüsse wurden die Strassen aber vielerorts mit Geröll, Steinblöcke und Dreck verschüttet. Wir holten uns wie am Tag zuvor nicht nur nasse Schuhe sondern nun braun-matschig-schlammig-grüslige Schuhe – knietief!!!

Dem war noch nicht genug. Aufs mal fehlte die Brücke (weggespühlt) und wir mussten Gepäck und Fahrräder einzeln über einen schmalen Steg und schlüpfrigen Terrassenwägli auf die andere Seite tragen. Nässe, Dreck, Schleppen, Schwitzen, das wäre ja alles noch ertragbar wenn dann nicht noch einer das Gleichgewicht verliert. Nur ein kurzer Blick in die falsche Richtung machte mich duselig und ich ladete inkl. Taschen im schlimmsten Reisfeld voller Schlamm. Lustigerweise blieb ich für einmal ganz ruhig. Pädu schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich auf seine Schritte. Mancher der vielen Zuschauer lachte kurz, die Frauen hatten Mitleid und eine deutete mir auf ein Haus etwas weiter der Strasse entlang, es habe da Wasser zum waschen. Ja somit musste ich mich bis auf Radlerhose und BH ausziehen und alles vom Schlamm befreien. Die Arme fühlten sich an wie im Gips. Das war wirklich eine Saubüetz alles wieder rein zu kriegen. Die nassen Sachen wieder angezogen, trocknet alles super schnell in der Sonne. Und diesen Abend fanden wir sogar ein hervorragendes Plätzchen um wiedermal unser Zelt aufzustellen. Perfekt. 

Am nächsten Tag wollten wir die Stadt Dali erreichen, das bedeutete aber gute 100km und ein paar knackige Höhenmeter. Den ersten Teil der Strecke folgten wir dem selben Tal wie die letzten 2 Tage. Im unteren Teil war die Baumnussernte in vollem Gange. So konnten wir uns für 2x nichts mit Baumnüssen eindecken. Eine gute Abwechslung für unsere Ernährung. Die meisten Nüsse werden jedoch wohl Exportiert denn man findet kaum Produkte oder Gerichte damit in den lokalen Shops. 

Gegen 20h erreichten wir unser Hostel in Dali. Der Manager vom Colour of Wind ist selber ein Tourenfahrer und er lässt Velofahrer für die ersten drei Nächte gratis in einem der Dormitories übernachten. Nice! Nach einem langen & anstrengenden Tag war für uns dann auch schnell Lichterlöschen. Der nächste Tag startet für Körndle aber mit mehrmaligem Gang zu Toilette. Da war definitv ein Käfer im (Anm)arsch. So verbrachten wir die nächsten Tage auf der sonnigen Terrasse mit Lesen, Essen und Entspannen. Dali liegt zwar nahe bei einem schönen See, von diesem sieht man aber aus der Stadt nichts. Touristen welche aus dem Bus oder Zug steigen wandern auf einen der Berge hinter Dali (4-5h Rundgang), müde Radfahrer lassen aber auch das sein. 

Nach 4 Tagen ging es Körndle wieder besser und wir setzten unsere Reise fort. Kunming war die nächste Destination, welche wir in 5 Tagen erreichen wollten. Die Strecke wurde uns als mühsam beschrieben. Baustellen und viel Verkehr sollte uns erwarten. Die ersten zwei Tage waren jedoch sehr angenehm. Die Strasse führte uns durch Landschaften gespickt mit kleinen Seen, grünen Hügeln und vielen Reisterrassen. Auch fanden wir an beiden Tagen gute Zeltplätze welche uns eine angenehme Nachtruhe bereiteten. Dann aber kam die angekündigte Baustelle. Gute 30km lang wurde an einer neuen Strasse gebaut. Die Alte war bereits weggerissen, so dass der ganze Verkehr über die noch im Rohbau befindliche Strasse ratterte. Zudem war es nun fast unmöglich einen geeigneten Platz fürs Zelt zu finden. Als es bereits dunkel war, buchten wir uns wiedermal in ein Hotel. Ausserdem entschieden wir uns am nächsten Tag den Bus für die letzten 200km nach Kunming zu nehmen. 

Dank der Aktion mit dem Bus hatten wir sogar noch Zeit unser Visum für Vietnam einzuholen, bevor wir den Abstecher nach Hongkong in Angriff nahmen. Dass uns diese Visum noch viel Ärger ersparen würde, wussten wir jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dazu und zu unserer Reise nach Hongkong aber im nächsten Blog.

Liebe Grüsse,

Körndle & Patrik