Wir radelten von Sary Tash los in Richtung der Chinesischen Grenze. Da wir die Anfahrt und den Grenzübertritt nicht in einem Tag schaffen würden, zelteten wir noch ein letztes Mal in Kirgistan. Wir fanden ein schönes Plätzchen, direkt am Wasser und nur die Kühe schauten uns zu.
Am nächsten Morgen hatten wir kein Stress, da die Grenze nur noch etwa 15km entfehrnt war. Also gemütlich los. Die Ausreise aus Kirgistan war super einfach und in 5 min. waren wir durch. Zwischen den beiden Grenzen trafen wir auf eine Gruppe Touristen unter welchen auch Berner waren. Die staunten nicht schlecht, als wir ihnen erzählten, dass wir den ganzen Weg aus der Schweiz mit dem Fahrrad gekommen sind.
An der Chinesischen Grenzabfertigung angekommen, wurden sogleich unsere Pässe eingezogen. Aufgefordert die Räder stehen zu lassen und dem grimmigen Soldat zu folgen, passierten wir die Grenze schon mal aber nur um herauszufinden, dass die Mittagspause angebrochen war. Netterweise durften wir auf chinesischem Boden unser Mittagessen einnehmen aber die Beamten wollten partout erst wieder um 16:30 zu arbeiten anfangen! Waaassss! So lange wollen wir nicht warten, war es doch erst gerade knapp nach 11:30 auf unserer Uhr. Keiner gemeinsamen Sprache mächtig, erklärte uns der Soldat irgendwann, dass hier bereits alles nach Peking-Zeit tickt und das hiess für uns +2h. Also, alles Betteln hilft nichts, 3h warten ist angesagt. Wenigstens gabs eine leckere Nudelsuppe im Restaurant.
Nach dem Grenzposten kommt erst einmal 160km Sperrzone und da darf als Ausländer nicht geradelt werden. Sammeltaxis standen bereit und nach 30min. Warten konnten wir uns sogar auf einen Preis einigen. Die Fahrt zur effektiven Zollabfertigung dauerte etwa 2h und war mitunter einer der schönsten Autofahrten, welche ich bis anhin geniessen durfte. Die Landschaft ist fantastisch farbig, grün die Wiesen, blau das Wasser und die Felsformationen leuchteten in den Farben, Braun, Grau, Rot und Gelb. Leider ist das mit dem Fotografieren auch so ne Sache in Sperrzonen. Also behalten wir diese Erinnerung lieber in unseren Köpfen als die Chinesen uns in ihrem Land.
Die effektive Einreise war dann nur noch formalität und ca. 20:00 waren wir offizielle und freie chinesische Touristen. Nur waren es von der Zollabfertigung bis nach Kashgar, unserem eigentlichen Tagesziel, immer noch 100km. Als unsere Versuche im Ort zu übernachten bereits beim Beziehen von Bargeld scheiterten, entschieden wir uns für die Variante Taxi bis nach Kashgar. Und wir fanden einen waren Taxi-Meister. Nicht wegen seiner Fahrweise (Nachts war er eh halb blind) sondern wegen seiner Packkünste. Er brachte es fertig, unsere beiden Fahrräder in den Kofferraum zu verstauen, ohne dass irgendetwas Schaden genommen hätte. So erreichten wir Kashgar zwar erst spät (nach Abendessen und Umweg auf Nebenstrassen) aber immerhin noch am selben Tag.
Der nächste Tag gehörte dann mal der Erkundung des neuen Ortes. Die Altstadt in der wir unser Hostel hatten, erinnert mehr an Zeiten von Marco Polo als manch andere Stadt welche wir auf der Seidenstrasse bereist hatten. Die Gassen waren voller Leben und in jeder Ecke feilten Marktverkäufer um ihre Ware. Meist waren dies Früchte, Brot oder sonstige Esswaren, teils aber auch Kessel und Töpfe aus Kupfer, handgeschmiedete Messer oder Kleidung auf Mass geschneidert. Klar gibt es auch den chinesischen Teil der Stadt mit modernen Gebäuden, Supermärkten und viel Propaganda an jeder Hausecke. Uns gefiel aber der alte Teil der Stadt, wo sich die eigentlichen Einheimischen, die Uiguren, aufhielten.
So hatten wir auch unser erstes Erlebniss mit Abendessen auf dem Nachtmarkt. Man isst sich durch die vielen Stände mit gekochten Eier, gegrilltem Reis, Nudelsalat, gefüllte Teigtaschen oder Schafsinnereien bis hin zum süssen Reis mit Honig und Yogurt. Lecker! Jedenfalls war für uns Kashgar das Paradies, gemessen an der Essensvielfalt, welche im Pamir Gebirge doch zeimlich reduziert war.
In Kashgar besorgten wir uns Fahrkarten nach Urumqi und weiter nach Xining. Also ab an den Bahnhof. Dort angekommen wurden wir 2x durchleuchtet und mussten 2h in der Schlange stehen, bis wir die gewünschten Tickets in der Hand hielten. Die Räder mussten wir als Cargo bereits vorschicken, das Gepäckt durften wir selber schleppen. Da die ersten freien Plätze erst ne Woche nach unserer Ankunft verfügbar waren, hatten wir wiedermal viel Zeit es uns gemütlich zu machen.
Die Zugfahrt von Kashgar nach Urumqi dauerte 16h. In den chinesischen Schlafwagen gibt es meist 6-er Abteile, welche aber nicht durch Türen abgetrennt sind. Trotzdem war die Zugfahrt ganz angenehm, kein lautes Geschnarche oder sonstig erdenkliche Geräusche. Zum Essen gabs? Ja richtig, Nudelsuppe. Mal aus dem roten Pappbecher und dann aus dem Grünen. Einfach mit heissem Wasser aufgiesen und fertig ist das Gericht.
So erreichten wir Urumqi ganz entspannt (mal abgesehen von dem schweren Gepäck). Die Stadt selber war dann aber doch ehre eine Enttäuschung. Hier fehlt einfach der Charm einer Altstadt. Überall nur moderne Hochhäuser, Shops mit aller erdenklichen Ware und riesen Strassen die als Fussgänger fast nicht zu überqueren sind. In den 2 Tagen, welche wir eingeplant hatten, fande wir dann doch unsere Nischen zum verweilen, waren aber froh, dass es weiter ging.
Nun sind wir in Xining und bereiten unsere Weiterreise mit dem Radl nach Chengdu vor.
Lieber Gruss,
Körndle & Patri
12. September 2016 at 23:46
Sali zäme!
Wir sind auch unterwegs nach Chengdu, mal sehen, ob sich unsere Wege doch noch kreuzen;-).
Liebe Grüsse
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13. September 2016 at 19:37
Hoi zäme
Wie immer, habe ich auch diesen Beitrag mit ein bisschen Reisefieber, Wehmut und auch Neid gelesen.
Ich finde es super was ihr macht und fühle mit, bei all den kleinen und grossen Abenteuer welche Ihr erlebt.
Wie auch schon Konfuzius sagte: Der Weg ist das Ziel!
Ich wünsche Euch beiden weiterhin eine Unfallfreie und Erlebnissreiche Reise.
Gruss aus Oberwil
Tom
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