Der letzte Bericht war ja nur ein kurzes Lebenszeichen unserer Seits. Hier also etwas mehr Infos:
Das Kloster Labrang, 1709 erbaut, wurde es zu einer Drehscheibe im Handel zwischen Zentralchina, Tibet und der Seidenstrasse. Es gilt als ein wichtiges geistiges Zentrum in Nordwestchina und dient als höhere Lehranstalt des tibetischen Buddhismus. Beheimatet von über 2000 Mönchen ist es eines der sechs grössten, aktiven Klöster.
Die Stadt behielt uns noch einen Tag mehr als geplant, da das Wetter wiedermal auf nass stellte. Da die Ortschaft auf 2800müm liegt und die Hotelzimmer nicht geheizt sind, verkrochen wir uns fast den ganzen Tag unter unserer elektrischen Heizdecke und genossen den Tag mit einfach mal nichts tun.
Weiter radelten wir am nächsten Tag in Richtung Langmusi (Grenze zur Sichuan Provinz). Zuerst noch einer Nebenstrasse folgend, hatte uns nach ca. 80km die Hauptverkehrsachse (G213) wieder und somit auch die LKW’s. Und just als wir auf der G213 landeten war es auch an der Zeit ein Platz fürs Zelt zu suchen. Die Gegend war jedoch wieder stärker bewohnt und somit viel Land im Ackerbau genutzt. Als wir schon langsam nervös wurden, hielt ein Auto neben uns und der nette (tibetische) Fahrer lud uns sogleich zu sich nach Hause ein.
Die Fahrräder wurden Parterre im Lagerraum und bei den Schweinen parkiert, gewohnt wird im ersten Stock, denn das Haus steht auf Stelzen. In der geheizten Stube (der Ofen wird mit getrocknetem Kuhmist eingefeuert, da Brennholz rar ist in der Höhe) gab es erst mal ein herzhaftes Tsampa (Weizenmehl vermischt mit Butter, Zucker, steinhartem Käse und Wasser). Tsampa ist ein traditionel Tibetisches Gericht, was immer wilkommenen Gästen vorgesetzt wird. Der „Teig“ wir dann von Hand geknetet und gegessen. Wenn die Mischung zwischen Wasser und Mehl stimmt, verlässt man den Tisch mit sauberen Finger (und sauberer Schüssel) ohne diese zu waschen.
Nächtigen durften wir in der warmen Stube, wobei die Familie sich in die eigenen Zimmer zurückzog. Ein Highlight war auch die Toilette. Plumsklo wie immer, aber die Mauern waren nur halb hochgezogen und somit hatte man perfekte Aussicht. Super Alternative zum Zeitunglesen 😉 .
Nach einem kräftigenden Tsampa (am Morgen ohne Käse) gings am nächsten Tag weiter. In dieser Gegend gehts meistens entweder rauf oder runter, aber nie allzu steil. Die Fahrt nach Langmusi dauerte 3 Tage. Langweilig wurde es uns dabei nie, obschon die Landschaft, nun meist Weideland, durchwegs gleich blieb. Was uns Abwechslung verschuf, waren die Tiere. In dieser Gegen gibt es mehr Yaks, Ziegen und Pferde als Menschen. Die Herden sind meist frei und benutzen auch gerne mal die Strasse, zur Belustigung der Radfahrer und zum Ärger der motorisierten Verkehrsteilnehmer.
Der Ort Langmusi liegt in einer Gegend, wo die Berge wieder etwas schroffer und die Tähler tiefer sind. Dies macht die Gegend interessant für Trekking, entweder zu Fuss oder im Sattel. Langmusi beheimatet zwei Klöster, wobei das Einte von der tibetischen Gesellschaft finanziert wird und das Andere von der Chinesischen. Und hier sieht man auch den Bezug zum Buddismus beider Völker. Die Tibeter haben weniger Geld um prunkvoll zu bauen, leben die Religion aber mit Leib und Seele. Die Klöster sind voller Leben, die Mönche immer für einen Scherz zu haben und Besucher herzlich willkommen. Auf der chinesichen Seite ist die Kasse praller gefüllt und die Gebäude mit Gold verziert, jedoch spielt sich das Leben hinter verschlossenen Türen ab.
Was uns hier aber am meisten gefiel, war die Schlucht hinter dem tibetischen Kloster in welcher wir gute 4h umherwanderten. Bei Ankunft trafen wir auf bekannte Gesichter aus Labrang und so hatten wir gleich Gesellschaft beim Abendessen.
Die selben Zwei (Anne & Julian) trafen wir drei Tage später in Songpan wieder. Songpan ist vorallem bekannt für die beiden Nationalparks, Jiuzhaigou und Huanglong. Wir blieben nur eine Nacht und radelten am nächsten Tag gleich weiter Richtung Chengdu. Da wir uns für die Nacht aber ein gutes Hotelzimmer leisteten, nutzen wir dies in voller Länge und brachen erst nach Mittag auf.
Auf der Strecke nach Chengdu nahm der Verkehr nun drastisch zu. Ferienzeit war angebrochen. Im engen Tal war die Fahrtweise der Chinesen beinahe schon lebensgefährlich. So wird überholt, auch wenn man den Gegenverkehr nicht sieht (Rechtskurven, Hügel, Ausfahrten, etc.). Als Velofahrer macht man sich breit um Präsenz zu markieren, was meistens hilft. Von den 360km bis nach Chengdu ist man meist eingekesselt von Bergen und im Anblick der Holzhäuser fühlt man sich fast wie im Wallis.
Die Gegend welche wir nun durchradelten, wurde 2008 von einem schweren Erdbeben (Magnitude 7.8 / mehr als 70’000 Opfer) heimgesucht. Die Spuren der Verwüstung sind heute noch sichtbar. Auch ein Teil der Strassen ist noch im Wiederaufbau, sodass wir teilweise auf der Autobahn radeln mussten. Zum Glück aber verliesen wir diese rechtzeitg um die Umrundung um den Zipingpu-Stausee nicht zu verpassen. Dieser befindet sich noch auf etwa 1000müm womit die Gegend nun auf tropisch wechselt. Für uns heisst das, feucht, üpige Vegetation und milde Temperaturen.
Die letzte Nacht vor Chengdu verbrachten wir im Ort Shuimo, in welchen uns besonders die Altstadt sehr gut gefiel.
Angekommen in Chengdu, durften wir uns bei Callum und seinen WG-Genossen einquartieren. In der douplex Attikawohnung mit grosser Dachterrasse fühlten wir uns auch sogleich wohl und konnten endlich unsere 7 Sachen wiedermal ausbreiten (und waschen). Donnerstag Abend war Karaoke in einem KTV-Lokal angesagt. Dazu muss man wissen, dass Chinesen (Asiaten im allgemeinen) verrückt sind nach Karaoke. In guter Gesellschaft und mit viel Bier, verbrachten wir seit langem wiedermal eine Nacht welche erst um 4 Uhr morgens endete. Freitags ging mein Rad in die Werkstadt für die dringend benötigten Reparaturen. Zudem zeigt die Benzinpumpe unseres MSR-Kochers erste Verschleissspuren und wir organisierten uns eine Neue in der Stadt. Samstags war BBQ auf der Dachterrasse angesagt. Organisiert von Peter (einer der WG Bewohner), welcher aus Südafrika stammt, waren es hauptsächlich Seinesgleiche, die anwesend waren. Also viel Fleisch auf dem Grill (alles andere ist Beilage), genügend Bier und schon ist jeder happy. 23:00 deslozierte man dann ins nächste Pub, denn es war Rugby angesagt. Südafrika gegen Neuseeland. Leider hatten die Springbocks das Nachsehen und verlohren haushoch 55 zu 15. Also ab ins Bett.
Am Montag nach der Urlaubswoche kehrte wieder Normalität ein in China und für uns hies das ab in den Pandazoo. Die Tiere sind ja sooooo knudlig 🐼! Wir waren bereits um 8:00 dort, damit wir die Fütterung der Tiere sehen konnten.
Nun sollten wir heute unsere Fahrräder beim Mechaniker wieder abholen können, damit morgen die Reise in Richtung Kunming weiter gehen kann.
Lieber Gruss,
Körndle & Patrik
5. November 2016 at 11:09
Hi ihr zwei Verrückten. Mich würde interessieren, was ihr am Karaoke Abend gesungen habt 🙂 .
Liebe Gruess der Ändel
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