So präsentierte sich uns der zweite und eigentliche Teil des Pamir Highway. Ausgeruht und voller Tatendrang verliesen wir unser Nest in Khorog. Visatechnisch entschieden wir uns, einen Teil per Taxi zu fahren. Da wir uns aber erst an die Höhe gewöhnen mussten, fuhren wir „nur“ bis Jelandy (3400müm) und nicht gleich bis nach Alichur (4000müm). Zwar war auch dieser Anstieg von fast 1500 Höhenmeter von Khorog aus anspruchsvoll für unsere Körper, dank den heissen Quellen die uns aber in Jelandy erwarteten, konnten wir dies gut verkraften. 

Am nächsten Tag gings über einigermassen gute Strassen auf den ersten Pass, Koytezek (4272müm). Eigentlich kamen wir schon fast zu gut voran, was sich dann büste als wir ein Platz für’s Zelt suchten. Denn, wurden wir gewarnt, das Wasser rar sei in dieser Gegend, sahen wir doch drei Seen auf unserer Karte und wollten uns dort mit dem notwendigen Nass versorgen. Was wir aber nicht beachteten war, dass diese Seen salzig sind. Eigentlich schon erstaunlich, befindet man sich auf über 4000müm, trinkt bedenkenlos aus jedem Bach der dahingeflossen kommt (ausser es weiden Tiere weiter oben) und die Seen sind salzig. Wir können uns immer noch nicht erklären, woher dieses Salz kommt. Aber eben, für uns erst mal nix mit zelten. Also mussten wir durchradeln bis Alichur, wo wir uns in einem Homestay einquartierten. 

Übrigens ist die ganze Sache mit den Homestays im Pamir angezettelt und finanziel unterstützt von der Schweizer Eidgenossenschaft. Eh, hat es viele Projekte (Wasserversorgung, Unwetter-Vorwarnung, etc.) die mit Schweizer Kreuz markiert und somit mit Schweizer Geld finanziert sind. 

Nachdem Tajikistan 1991 die Unabhängigkeit erklärt hatte, versank das Land in einem schweren Bürgerkrieg der viele Ressourcen aus der Sovietzeit zerstörte. Zudem kämpfte Tajikistan lange mit dem Nachbar China um die Grenzgebiete im Pamir. Dieser wurde 2011 beigelegt indem eine Landmenge von 1100km2 an China als neutrale Zone abgegeben wurde. 
All diese Unruhen sind heute noch sichtbar in Form von zerstörten Häuser, schlechten Strassen oder einfach fehlenden Mittel (Geld, Gesundheit, Strom, etc.). Da kommt der Tourismus als Einnahmequelle gerade richtig, zumal das Geld so auch in die entlegenen Regionen fliesst. 

Nach einer erholsamen Nacht radelten wir von Alichur weiter Richtung Murgab. Die Höhe machte sich in Form leichter Kopfschmerzen bemerkbar, war aber weiter nicht schlimm. Für die zweite Nacht nahmen wir dann die Hilfe der LKW-Fahrer in Anspruch um genügen Wasser für das Zeltlager zu kriegen. Die meisten Brummifahrer haben 10L oder mehr Wasser mit und geben gerne ein paar Liter ab an dürstende Radfahrer. Eh, denken die meisten motorisierten Verkehrsteilnehmer, dass alle die den Pamir ohne Abgase (mal abgesehen vom Methan-Gas hinten raus) durchqueren, einen Sprung in der Schüssel haben und so ist man der Hilfe sicher wann immer man sie braucht. 

Speziell zu erwähnen gilt hier der Sternenhimmel, welchen man nach Sonnenuntergang betrachten, besser bestaunen kann. Selten sieht man so viele Sterne am Firnament. Besonders in unseren Breitengraden, wo die Lichtverschmutzung markant ist und eine ungestörte Sicht auf den Himmel nicht mehr zulässt. 

Am dritten Tag erreichten wir Murgab, die grösste Ortschaft im Pamirgebirge. Nur viel ist da nicht. Es hat zwar ein Hotel, in welchem wir uns einquartiert haben und sogar ne warme Dusche genossen und einen Bazar, welcher aus alten Schiffscontainer besteht, ansonsten gibt es aber nicht viel. Frisch geduscht und ausgeruht (das Hotel hat Duvets und Matratzen ! ) fuhren wir in den dritten und letzten Teil des Pamir Highways. Diese Etappe radelten wir in Gesellschaft eines Spaniers und eines Franzosen. Gemächlich ging es bergauf zum höchsten Punkt des Pamir Highways und wahrscheindlich unserer ganzen Reise, über den Akbaytal-Pass auf 4656müm. 

Es ist schon erstaunlich, ist man auf 4656müm und alles was man sieht sind noch höhere Berge um einem herum. Wer hier oben eine super Fehrnsicht erwartet wird enttäuscht. Eingekesselt in der Bergwelt schaut man an farbenfrohe Felsformationen gedeckelt von schneebedeckten Gipfeln. Die Sicht auf die höchsten Berge (Peak Lenin 7134müm, Peak Revolution 6940müm und Peak Soviet Officers 6233müm, ehm man beachte die Namensgebung der Berge und wundere sich wer da wohl die Federführung hatte 😉 ) blieb uns allerdings verwehrt, da das Wetter gerade auf Schneesturm schaltete. 

So verliesen wir den Pamir Highway in Sary Tash (Kirgistan) bei gefühlten -20°C und Schnee. Und obschon die Leute in Sary Tash (3200müm) das ganze Jahr da wohnen, sind die Häuser mehr schlecht als recht isoliert und so schlotterten wir uns den halben Nachmittag warm, bis die Elektroheizung endlich ihre Wirkung entfaltete. 

Am nächsten Tag gings weiter an die Chinesische Grenze. Dies aber im nächsten Bericht, der in Balde folgen wird. 

Lieber Gruss, 

Körndle & Patrik