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Mit Sushi und Schafspelz

Aufbruch zu neuen Horizonten

Monat

Oktober 2016

Chengdu – Litang, dem Himmel entgegen

Nach 10 Tagen Fahrt und x-tausend Höhenmetern sind wir in Litang angekommen. Das liegt auf 4100müm und bietet wiederum eine wunderschöne Klosteranlage und einen Sky burial place, die wir heute besichtigt haben.

„Sky burial“ – Himmelsbestattung, ist ein altes, traditionel tibetisches Ritual, wo der Leichnam auf einem vorgesehenen Ort zerstückelt und so den Geiern zum Frass vorgeworfen wird. Man streitet sich jedoch darüber ob die Zeremonie aus religiösen Überlegungen durchgeführt wird oder aus rein praktischen Gründen, da der Boden auf über 4000müm zu hart für ein Begräbnis ist und für eine Feuerbestattung schlicht das Brennholz fehlt.  

Die Bevölkerung in Litang besteht zu 94% aus Tibeter und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in alle vier Himmelsrichtungen. Hystorisch hat die Stadt jedoch Ruhm erlangt durch die Geburten des 7ten (1720 – 1757) und des 10ten (1826 – 1837) Dalai Lama. Der Dalai Lama wird gerne als Oberhaupt der buddistischen Religion dargestellt, diese Stellung hat aber der Ganden Thripa inne. Der Dalai Lama ist die Reinkarnation einer Bodhisattva, eines erleuchteten Wesens, welches unter dem Name Avalokiteshvara als Schutzpatron des Landes Tibet gilt. Der heutige Dalai Lama, Tenzin Gyatso ist der 14te, 81 Jahre alt und wurde 1989 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Chengdu verliessen wir bei Nebel und echt trübem Wetter. Unsere Fahrräder laufen nach den getätigten Reparaturen und Check-ups aber wieder wie geschmiert. Am ersten Tag verlief die Strasse noch geradeaus durch die Aussenquartiere von Chengdu, ein Dorf dem nächsten folgend und dazwischen Ackerlandschaften ohne Ende. Auch am zweiten Tag war der Himmel bedeckt und eine leichte Depression kam auf, zumal es am Nachmittag auch noch zu regnen began. Jedoch die Gegend wertete alles auf, denn wir fuhren durch Bambuswälder, den grünen Reisfeldern entlang und passierten typische chinesische Dörfer, die uns sehr gut gefielen. So sagte ich, sieht doch China aus und nun endlich durften wir dies auch mit eigenen Augen betrachten… halt bei Regen, aber was solls.

Ab dem dritten Tag war uns die Sonne eine treue Begleiterin. Da aber began auch der eigentliche Krampf. Wir überquerten mehrere Pässe über 4000müm und dabei waren es Anstiege über kurze Distanzen aber gleich locker um die 1000 Höhenmeter. Dazu war der Verkehr auf dem Abschnitt Ya’an – Kangding sehr anstrengend. Der Gütertransport nach Lhasa ist vorwiegend auf der Strasse und geht über diesen Abschnitt. Zudem haben die Trucks und Busse eine nervtötende Angewohnheit immer und überall zu hupen und diese sind sicher über 100dB laut. 

Zum Glück gab es aber immer genug Wassertankmöglichkeiten, zur Mittagszeit eine Nudelbeiz und abends ein passendes und günstiges Bettchen um die müden Glieder auszustrecken. Drei Mal haben wir unser eigenes Zuhause, das Zelt aufgebaut, da es einfach keine andere Lösung gab. Da gibt es keine warme Dusche, aber immer ein leckeres Abendessen von meinem Starkoch Pädu geköchelt. Die Nächte im Zelt waren kalt, am Morgen die Zeltwände vereist. Jedoch ab 7.30 strahlte die Sonne und wärmte unsere kalten Glieder und heizte den Pelz auf.

Die Strecke Chengdu – Lhasa, auch genannt Sichuan-Tibet-Highway ist auch unter chinesischen Tourenfahrer sehr beliebt, vergleichbar mit den Europäern, die den Jakobsweg begehen. Die Chinesichen Kollegen haben meist light weight, also viel weniger Gepäck als wir und hüpfen nur so die Pässe hoch. Die obligaten Gespräche unter Velöler erstickten jedoch jedesmal nach dem ersten „Ni-hau“ (chinesisch für Hallo), denn dann war unser Wortschatz bereits zu Ende. Auf der Strecke zum höchsten Punkt hatten wir zwei treue Begleiter die uns dann aber „ohne Worte“ wertvolle, moralische Unterstützung boten. 

Der Sichun-Tibet-Highway, unter der ofiziellen Bezeichnung G318, verläuft über eine Länge von 5’476km von Shanghai bis an die Nepalesische Grenze, wobei der Abschnitt Lhasa-Katmandu besser als Friendship-Highway bekannt ist. Die G318 ist einer der weltweit längsten, durchgehend nummerierten Strassen, hat vier Pässe über 5000müm und eine Brücke mit 472m, welche derzeit als die Höchste gilt.    

Ermüdungserscheinungen zeigten die Beine so am 7/8 Tag. Als sich eine Mitfahrgelegenheit mit einem Kleinbussli bot, nahmen wir diese gerne an. Also wir geben gerne zu, ca. 500 Höhenmeter wurden wir ausnahmsweise transportiert.
Die Gegend in der wir nun stecken ist einfach herrlich. Die weite, zur Saison bräundliche Grass-/Hügellandschaft mit stahlblauem Himmel, ab und zu mal eine Wolke und überall strahlende Tibeter, die uns „Taschidele“ = Guten Tag, Wie geht’s, Hallo, bedeutet fast alles… zurufen – stellt auf und spornt an weiter zu strampeln. Hier oben, permanent über 4000müm und keine höheren Berggipfel weit und breit die einem die Sicht versperren, hat man das Gefühl effektiv auf dem Dach der Welt zu sein.  

Wir sind auch essenstechnisch froh, wieder im Tibetenland zu sein. Obschon uns die chinesische Küche sehr gut mundet, hatten wir doch ein paar Erlebnisse damit. So assen wir vom Kuhmagen über Lebern bis hin zum Schweinedarm alles, ohne beim Bestellen zu wissen was da daher kommt. Sehr gut gewürzt geht jedoch alles runter.  

Hier in Litang verlassen wir nun den Sichuan-Tibet-Highway und radeln weiter Richtung Süden nach Shangri-La. Eigentlich planten wir hier nur einen Ruhetag, jedoch beim gestrigen Besichtigungsrundgang des Klosters bemerkten wir, da wird mehr benötigt. Die Beine sind schwach, der Kopf ist müde und der Magen knurrt immer und immer wieder. 

Also liebe Leute unsere Reise wird erst morgen weiter gehen. Könnt gespannt sein, die Höhenmeter nehmen nur ein bisschen ab 😜😅.

„Taschidele“,
Körndle & Patrik

Im Reich der Tiere

Der letzte Bericht war ja nur ein kurzes Lebenszeichen unserer Seits. Hier also etwas mehr Infos:

Das Kloster Labrang, 1709 erbaut, wurde es zu einer Drehscheibe im Handel zwischen Zentralchina, Tibet und der Seidenstrasse. Es gilt als ein wichtiges geistiges Zentrum in Nordwestchina und dient als höhere Lehranstalt des tibetischen Buddhismus. Beheimatet von über 2000 Mönchen ist es eines der sechs grössten, aktiven Klöster.

Die Stadt behielt uns noch einen Tag mehr als geplant, da das Wetter wiedermal auf nass stellte. Da die Ortschaft auf 2800müm liegt und die Hotelzimmer nicht geheizt sind, verkrochen wir uns fast den ganzen Tag unter unserer elektrischen Heizdecke und genossen den Tag mit einfach mal nichts tun. 

Weiter radelten wir am nächsten Tag in Richtung Langmusi (Grenze zur Sichuan Provinz). Zuerst noch einer Nebenstrasse folgend, hatte uns nach ca. 80km die Hauptverkehrsachse (G213) wieder und somit auch die LKW’s. Und just als wir auf der G213 landeten war es auch an der Zeit ein Platz fürs Zelt zu suchen. Die Gegend war jedoch wieder stärker bewohnt und somit viel Land im Ackerbau genutzt. Als wir schon langsam nervös wurden, hielt ein Auto neben uns und der nette (tibetische) Fahrer lud uns sogleich zu sich nach Hause ein. 

Die Fahrräder wurden Parterre im Lagerraum und bei den Schweinen parkiert, gewohnt wird im ersten Stock, denn das Haus steht auf Stelzen. In der geheizten Stube (der Ofen wird mit getrocknetem Kuhmist eingefeuert, da Brennholz rar ist in der Höhe) gab es erst mal ein herzhaftes Tsampa (Weizenmehl vermischt mit Butter, Zucker, steinhartem Käse und Wasser). Tsampa ist ein traditionel Tibetisches Gericht, was immer wilkommenen Gästen vorgesetzt wird. Der „Teig“ wir dann von Hand geknetet und gegessen. Wenn die Mischung zwischen Wasser und Mehl stimmt, verlässt man den Tisch mit sauberen Finger (und sauberer Schüssel) ohne diese zu waschen.

Nächtigen durften wir in der warmen Stube, wobei die Familie sich in die eigenen Zimmer zurückzog. Ein Highlight war auch die Toilette. Plumsklo wie immer, aber die Mauern waren nur halb hochgezogen und somit hatte man perfekte Aussicht. Super Alternative zum Zeitunglesen 😉 .

Nach einem kräftigenden Tsampa (am Morgen ohne Käse) gings am nächsten Tag weiter. In dieser Gegend gehts meistens entweder rauf oder runter, aber nie allzu steil. Die Fahrt nach Langmusi dauerte 3 Tage. Langweilig wurde es uns dabei nie, obschon die Landschaft, nun meist Weideland, durchwegs gleich blieb. Was uns Abwechslung verschuf, waren die Tiere. In dieser Gegen gibt es mehr Yaks, Ziegen und Pferde als Menschen. Die Herden sind meist frei und benutzen auch gerne mal die Strasse, zur Belustigung der Radfahrer und zum Ärger der motorisierten Verkehrsteilnehmer. 

Der Ort Langmusi liegt in einer Gegend, wo die Berge wieder etwas schroffer und die Tähler tiefer sind. Dies macht die Gegend interessant für Trekking, entweder zu Fuss oder im Sattel. Langmusi beheimatet zwei Klöster, wobei das Einte von der tibetischen Gesellschaft finanziert wird und das Andere von der Chinesischen. Und hier sieht man auch den Bezug zum Buddismus beider Völker. Die Tibeter haben weniger Geld um prunkvoll zu bauen, leben die Religion aber mit Leib und Seele. Die Klöster sind voller Leben, die Mönche immer für einen Scherz zu haben und Besucher herzlich willkommen. Auf der chinesichen Seite ist die Kasse praller gefüllt und die Gebäude mit Gold verziert, jedoch spielt sich das Leben hinter verschlossenen Türen ab. 

Was uns hier aber am meisten gefiel, war die Schlucht hinter dem tibetischen Kloster in welcher wir gute 4h umherwanderten. Bei Ankunft trafen wir auf bekannte Gesichter aus Labrang und so hatten wir gleich Gesellschaft beim Abendessen.
Die selben Zwei (Anne & Julian) trafen wir drei Tage später in Songpan wieder. Songpan ist vorallem bekannt für die beiden Nationalparks, Jiuzhaigou und Huanglong. Wir blieben nur eine Nacht und radelten am nächsten Tag gleich weiter Richtung Chengdu. Da wir uns für die Nacht aber ein gutes Hotelzimmer leisteten, nutzen wir dies in voller Länge und brachen erst nach Mittag auf.

Auf der Strecke nach Chengdu nahm der Verkehr nun drastisch zu. Ferienzeit war angebrochen. Im engen Tal war die Fahrtweise der Chinesen beinahe schon lebensgefährlich. So wird überholt, auch wenn man den Gegenverkehr nicht sieht (Rechtskurven, Hügel, Ausfahrten, etc.). Als Velofahrer macht man sich breit um Präsenz zu markieren, was meistens hilft. Von den 360km bis nach Chengdu ist man meist eingekesselt von Bergen und im Anblick der Holzhäuser fühlt man sich fast wie im Wallis. 

Die Gegend welche wir nun durchradelten, wurde 2008 von einem schweren Erdbeben (Magnitude 7.8 / mehr als 70’000 Opfer) heimgesucht. Die Spuren der Verwüstung sind heute noch sichtbar. Auch ein Teil der Strassen ist noch im Wiederaufbau, sodass wir teilweise auf der Autobahn radeln mussten. Zum Glück aber verliesen wir diese rechtzeitg um die Umrundung um den Zipingpu-Stausee nicht zu verpassen. Dieser befindet sich noch auf etwa 1000müm womit die Gegend nun auf tropisch wechselt. Für uns heisst das, feucht, üpige Vegetation und milde Temperaturen.

Die letzte Nacht vor Chengdu verbrachten wir im Ort Shuimo, in welchen uns besonders die Altstadt sehr gut gefiel. 
Angekommen in Chengdu, durften wir uns bei Callum und seinen WG-Genossen einquartieren. In der douplex Attikawohnung mit grosser Dachterrasse fühlten wir uns auch sogleich wohl und konnten endlich unsere 7 Sachen wiedermal ausbreiten (und waschen). Donnerstag Abend war Karaoke in einem KTV-Lokal angesagt. Dazu muss man wissen, dass Chinesen (Asiaten im allgemeinen) verrückt sind nach Karaoke. In guter Gesellschaft und mit viel Bier, verbrachten wir seit langem wiedermal eine Nacht welche erst um 4 Uhr morgens endete. Freitags ging mein Rad in die Werkstadt für die dringend benötigten Reparaturen. Zudem zeigt die Benzinpumpe unseres MSR-Kochers erste Verschleissspuren und wir organisierten uns eine Neue in der Stadt. Samstags war BBQ auf der Dachterrasse angesagt. Organisiert von Peter (einer der WG Bewohner), welcher aus Südafrika stammt, waren es hauptsächlich Seinesgleiche, die anwesend waren. Also viel Fleisch auf dem Grill (alles andere ist Beilage), genügend Bier und schon ist jeder happy. 23:00 deslozierte man dann ins nächste Pub, denn es war Rugby angesagt. Südafrika gegen Neuseeland. Leider hatten die Springbocks das Nachsehen und verlohren haushoch 55 zu 15. Also ab ins Bett.

Am Montag nach der Urlaubswoche kehrte wieder Normalität ein in China und für uns hies das ab in den Pandazoo. Die Tiere sind ja sooooo knudlig 🐼! Wir waren bereits um 8:00 dort, damit wir die Fütterung der Tiere sehen konnten. 

Nun sollten wir heute unsere Fahrräder beim Mechaniker wieder abholen können, damit morgen die Reise in Richtung Kunming weiter gehen kann. 

Lieber Gruss, 

Körndle & Patrik

Zwischenbericht & Ausblick Weiterreise

Wir sind immer noch im Land der Tibeter unterwegs. Heute aufgestanden in Songpan, besser bekannt für die beiden Nationalparks, Jiuzhaigou und Huanglong. Wir haben keinen dieser Parks besucht. Zum Einten, da die Eintritte horend sind (300 Yuan rep. 200 Yuan) und zum Andern beginnen ab heute die „Golden Week Holidays“, wo in China rund eine Milliarde Leute unterwegs sind um irgendwo Ferien zu machen. Also ab nun werden wir für 7 Tage nicht mehr alleine unterwegs sein, die Hotels 300% teurer und im öffentlichen Verkehr kein Platz mehr sein. 

Bis wir Chengdu erreichen, rechnen wir aber noch mit 5-6 Tagen und sollten somit das Schlimmste abwenden können. In Chengdu können wir privat übernachten (Bekanntschaft aus Xining) und mein Velo kriegt endlich ein neues Hinterrad und einen soliden Ständer. 

Mein Hinterrad hat ja arg gelitten auf dem Pamir Highway und bekam Risse bei den Speichenlöcher. Da aber bis Chengdu kein Velomech zu finden war, wo wir das Gefühl hatten der versteht sein Handwerk, wollten wir die Reparatur erst dort ausführen. Bis jetzt hat zum Glück alles gehalten, hoffen wir dass dies auch die nächsten Tage noch so bleibt. Denn komische Geräusche macht das Rad schon lange. 

Was die Weiterreise anbelangt, so haben wir uns entschieden, den Weg von Chengdu über Shangri-La nach Kunming fortzusetzen. In Kunming planen wir einen Abstecher nach Hongkong ohne Fahrräder. Dann radeln wir Richtung Grenze zu Vietnam und hinunter bis Hanoi. In Vietnam gönnen wir uns ein paar Tage am Strand um unsere Radlerbeine zu entspannen. Weiter gehts dann über Laos und Kambodscha nach Bangkok, von wo wir voraussichtlich mitte Januar über Sydney nach Wellington fliegen werden.   

Was aber alles bis hierher passiert ist, schreiben wir euch in einem ausführlicheren Bericht aus Chengdu. 
Lieber Gruss,

Körndle & Patrik

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