Die Tage in Vancouver waren Erholung pur. Vielen Dank nochmals an die Familie Büchler. Doch so verlockend ein fixes Zuhause ist, meine Reise geht weiter. Das herrliche Sommerwetter machte es mir zum Glück einfacher, Aufwiedersehen zu sagen. 

Per Fähre ging es weiter auf die Insel Vancouver Island und runter in deren Hauptstadt, Victoria. Und ich muss sagen, dass Victoria wohl die schönste Stadt ist, welche ich seit langem beradelt habe. Oder in welch anderer Stadt der Welt landet man per Wasserflugzeug mitten im Zentrum?

Die zweite Fähre bedeutete dann auch gleich der Abschied von Kanada. Mit der Ankunft in Port Angeles betrat ich wieder die USA, genauer gesagt die Halbinsel Olympia. Bekannt für deren Regenwälder, wurde ich mit kaltem und feuchtem Wetter empfangen. Eine Verkäuferin an der Tankstelle darauf angesprochen, meinte sie, hier scheint die Sonne grad mal 30 Tage im Jahr. Regenwald, halt. 

Der Küstenabschnitt im Staat Washington war nun nicht gerade berauschend. Viel Holzindustrie und entsprechend Verkehr (LKW’s). Aber immer mal wieder ein Tankstellenshop, wo man für 2$ Kaffee und einen Donut kriegt. Und ich liebe Kaffee und Donuts. Ein Highlight war das gleichzeitig stattfindende Velorennen um die Halbinsel, wo der Einte oder Andere Teilnehmer Interesse an meinen Erzählunge fand. Und so entdeckte ich nach einem kurzen Pipistop eine frisch gebackene Cinnamonroll (Zimtschnecke) in meinem Helm, der am Lenker baumelte. Solche Gesten stellen auf.

Mit dem Erreichen des Staat Oregon wurde es dann etwas spannender an der Küste. Die Orte am Meer waren belebter und die Infrastruktur ausgebauter. Was aber wiederum das freie Zelten im Wald schwieriger machte. Nun gut, da bin ich ja nicht mehr so heikel. In der Nähe von Astoria durfte ich mein Zelt bei einem Farmer in den Garten stellen. Das Interessante an seiner Art zu Arbeiten war, dass er den Boden möglichst zu den gleichen Anteilen an Mineralstoffen hielt, wie der Menschliche Körper. D.h. er lies den Mineralstoffgehalt in der Erde messen und bereicherte dies mit fehlenden Elementen. Irgendwie unpassend dazu war dann seine politische Haltung. Denn dort lies er sich von Youtube sehr einseitig beeinflussen. 

An der Mündung des Fluss Columbia verlies ich die Küste um wieder in Richtung Osten zu radeln. So erreichte ich die Stadt Portland und damit stand mein nächster Ruhetag an. Interessant an den USA ist, dass jeder Staat seine eigene Regeln aufstellt was die Mehrwertsteuer (VAT) betrifft. So erhebt der Staat Washington 6.5% Taxen auf jeden Einkauf, und Oregon 0%. So ist Portland auch ein Shoppingparadies.

Weiter dem Columbia Fluss folgend, drehte das Thermometer nun so richtig auf. Bei tagsüber 40° plus, konnte ich nachts den Schlafsack irgendwo draussen hinlegen, ohne das Zelt zu stellen. Denn selbst den Mücken war es zu heiss. Mit der Hitze kamen aber auch die Waldbrände. Und so wurde mir der Blick auf die umliegenden Berge durch den Rauch meist verwehrt. Mir wurde gesagt, dass der Rauch sogar von Californien hoch oder Canada runter bis nach Oregon zieht. Die Brandgefahr war so hoch, dass ich es vermied, den Benzinkocher zu benutzen. So waren meine Malzeiten meist kalt (oder McDonald’s).

In Walla Walla beherbergte mich Jeff, ein ex. Air Force Soldat. Seine Geschichten über die aktive Zeit im Militär waren gutes Seemansgarn. In Kooskia fand ich Unterschlupf bei einer jüdischen Familie und wurde in deren Kultur eingeweiht. Und in Missoula schlief ich in einem Haus, das für jeden Durchreisenden offen stand. Genau das liebe ich an der Warmshowers Gemeinde, man lernt das Land von innen kennen. 

In Missoula war es dann an der Zeit, meinem Fahrrad wieder mal einen neuen Satz Kette und Kassette zu gönnen. Nach über 20’000km ein berechtigter Eingriff. So starteten mein Fahrrad und ich erholt und überholt in Richtung Bitterroot Tal und weiter zum Yellowstone Nationalpark. 

Von diesem Yellowstone NP habe ich verschieden Geschichten gehört. Von total überlauffen mit Touristen, gefährlich enge Strassen für Fahrradfahrer zu absolut spektakulärer Landschaft und Tierwelt war alles dabei. Um den engen Strassen vorzubeugen, packte ich eine grell, pink leuchtende Schwimmnudel hinten auf mein Fahrrad. Diese guckte auf der Seite der Autos ca. 30cm aus meinem Gepäck und gab mir etwas mehr Abstand zum vorbeifahrenden Verkehr. 

Uns so war ich bereit, die Schönheit dieses Parkes in vollen Zügen zu geniessen. Was man hier bestaunt sind Geisire, thermische Quellen, farbiges Vulkangestein und athemberaubende Canyons. Dazu kommt eine einmalige Tierwelt mit frei laufenden Buffalos, Bären, Hirsche, Elche, Karibus und tausenden von Eichhörnchen. Die zwei Tage welche ich im Park zeltete reichten bei weitem nicht aus um die ganze Schönheit dieser Gegend zu Erkunden. Aber im Gegensatz zu den, meist in Bussen, herangekarrten Touristen, fühlte ich mich zumindest freier.

Mit dem Yellowstone NP verliess ich auch die Rocky Mountains. Im Glauben, die steilen, langen Anstiege seien nun vorbei, radelte ich direkt in die nächste Bergkette, die Big Horn Mountains. Und bevor es dann doch flach wurde wollte ich dem Devils Tower noch einen Besuch abstatten. Dieser Teufelsturm steht, oder besser tront inmitten einer Hochebene, was anmut zur Spekulation gibt, woher diese Fellsformation stammt. Die Uhreinwohner galuben, dass sich die Erde erhob um ein Mädchen vor den Klauen eines Bären zu retten. Andere glaube es sei ein alter, versteinerter Strunk eines Mammutbaums. Und natürlich fehlen die Ufo-Beschwöhrer mit ihrer Version der Ausserirdischen nicht. Mein persönliches Highlight am Devils Tower war wiedermal die Unterkunft. So nächtigte ich bei Frank in seiner Lodge wo ich inmitten Kletterer und anderen Outdooraktivisten bestens aufgehoben war.

Noch ein nationales Monument stand auf dem Plan, der Mount Richmore. Da mir aber die Tage um nach Minneapolis zu radeln, langsam knapp wurden, schnappte ich mir kurzerhand den alten Toyota (Jarhgang 1990) meines Gastgebers in Spearfish und düste (oder besser tuckerte) hoch zum Mt. Rushmore. Irgendwie verband ich die vier in Stein gemeisselte Köpfe bereits seit meiner Kindheit mit Amerika. Und so war es ein spezieller Moment, endlich davor zu stehen.

Für die 900km nach Minneapolis hatte ich gerade mal noch 6 Tage. Denn am 5. September landete Cornelia in Minneapolis und ich hatte grosses Interesse (und auch einen gewissen Druck im Nacken) dann auch dort zu sein. Also, A-Backen zusammenklemmen und radeln was das Zeugs hält. Der Wind wollte mich zwar nicht gross unterstützen, aber das Wetter war bis auf den letzten Tag trocken. Und so erreichte ich Minneapolis müde aber glücklich, für die nächsten drei Wochen nicht mehr aufs Rad steigen zu müssen. 

Obschon unsere gemiensame Zeit bereits wieder zu Ende ist, vertröste ich euch mit den Erzählungen auf den nächsten Bericht. Das lest ihr, was wir gemeinsam so alles erlebt haben (oder vielleicht doch nicht alles 😉 ).  

Überings mein Flug nach Portugal ist gebucht. Am 25.10 fliege ich von Boston nach Lissabon und freue mich wieder europäischen Boden unter den Füssen zu haben. 

Lieber Gruss,

Patrik